Freitag, 18 Oktober 2024
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318.000 Menschen in Schleswig-Holstein leiden unter Depressionen

318.000 Menschen in Schleswig-Holstein leiden unter Depressionen – Fallzahlen steigen – AOK hilft mit besonderen Angeboten

Immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein leiden unter Depressionen. Insgesamt waren 318.000 Menschen ab zehn Jahren in 2022 deshalb in รคrztlicher Behandlung, das entspricht 11,9 Prozent der Bevรถlkerung im nรถrdlichsten Bundesland. Besorgniserregend ist, dass die Anzahl der Betroffenen in den vergangenen fรผnf Jahren kontinuierlich angestiegen ist und nunmehr einen Hรถchstwert erreicht hat. Dabei ist besonders auffรคllig, dass es zwischen den Regionen in Schleswig-Holstein deutliche Unterschiede gibt. Das geht aus dem neuen ‚AOK-Gesundheitsatlas Depressionen‘ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, der erstmals die regionale Verteilung des Krankheitsbildes transparent macht. „Depressionen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen und stellen eine enorme Herausforderung fรผr unser Gesundheitssystem dar. Die Erkrankung fรผhrt zu einer starken Einschrรคnkung der Lebensqualitรคt der Betroffenen und deren Angehรถrigen. Oft sind Patientinnen und Patienten nicht mehr in der Lage, ihren alltรคglichen Aktivitรคten nachzugehen“, sagte Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest, bei der Vorstellung der Auswertung in Kiel.

Deutliche regionale Unterschiede

Der AOK-Gesundheitsatlas zeigt bei der Depressions-Hรคufigkeit deutliche Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Stรคdten in Schleswig-Holstein: Wรคhrend im Kreis Nordfriesland 10,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner wegen Depressionen in รคrztlicher Behandlung waren, lag der Anteil im Kreis Ostholstein bei 13,6 Prozent. Im Vergleich zu anderen Bundeslรคndern liegt der Anteil der wegen Depressionen behandelten Personen in Schleswig-Holstein mit 11,9 Prozent deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 12,5 Prozent.

Der AOK-Gesundheitsatlas zeigt bei der Depressions-Hรคufigkeit deutliche Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Stรคdten in Schleswig-Holstein: Wรคhrend im Kreis Nordfriesland 10,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner wegen Depressionen in รคrztlicher Behandlung waren, lag der Anteil im Kreis Ostholstein bei 13,6 Prozent. / Bildrechte: AOK NordWest Fotograf: AOK/hfr.
Der AOK-Gesundheitsatlas zeigt bei der Depressions-Hรคufigkeit deutliche Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Stรคdten in Schleswig-Holstein: Wรคhrend im Kreis Nordfriesland 10,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner wegen Depressionen in รคrztlicher Behandlung waren, lag der Anteil im Kreis Ostholstein bei 13,6 Prozent. / Bildrechte: AOK NordWest Fotograf: AOK/hfr.

Krankheitshรคufigkeit steigt im Alter an – Frauen stรคrker betroffen

Bereits Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren sind wegen Depressionen in รคrztlicher Behandlung. Die Krankheitshรคufigkeit steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Frauen sind in fast allen Altersgruppen stรคrker betroffen als Mรคnner. Bei den 60 bis 64-Jรคhrigen ist mehr als jede fรผnfte Frau und jeder siebte Mann betroffen. In den Altersklassen zwischen 65 und 74 Jahren ist dann ein leichter Rรผckgang zu verzeichnen. Nach diesem ‚Knick‘ steigen die Prรคvalenzen jedoch weiter deutlich an. Der Prรคvalenzgipfel wird bei den 80 bis 84-jรคhrigen Frauen mit 25,9 Prozent erreicht. Bei den Mรคnnern wird die hรถchste Prรคvalenz mit 15,8 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren gemessen.

Hohe Krankheits- und Produktions-Ausfallkosten durch Depressionen

Die Relevanz der Erkrankung zeigt sich auch bei den volkswirtschaftlichen Kosten, die im AOK-Gesundheitsatlas analysiert werden. So entfielen nach der letzten vorliegenden Krankheitskosten-Statistik des Statistischen Bundesamtes 9,5 Milliarden Euro auf Depressionen. Dies entspricht 2,2 Prozent aller Krankheitskosten. Depressionen haben somit aus Kostenperspektive eine hรถhere Relevanz als Herzinsuffizienz (7,4 Mrd. Euro) oder Diabetes mellitus (7,4 Mrd. Euro).

Zusรคtzlich zu den direkten Krankheitskosten entstehen indirekte Kosten durch krankheitsbedingte Fehltage. Auf die 34,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschรคftigten im Jahr 2022 hochgerechnet ergeben sich daraus 53,8 Millionen Arbeitsunfรคhigkeitstage und Produktions-Ausfallkosten in Hรถhe von etwa 6,9 Milliarden Euro. Der Anteil der Depressionen an den gesamten volkswirtschaftlichen Kosten durch Arbeitsunfรคhigkeit belรคuft sich somit auf 7,7 Prozent.

Beschรคftigte in der Haus- und Familienpflege mit hohen Ausfalltagen

Allein nur bei den bei der AOK NordWest in Schleswig-Holstein versicherten Beschรคftigten in 2023 fielen 769.345 Fehltage wegen Depressionen an. Die Dauer je Fall lag bei 45 Tagen. Am hรคufigsten betroffen von Depressionen waren Beschรคftigte aus Berufen in der Haus- und Familienpflege, Sozialverwaltung & -versicherung, Kinderbetreuung & -erziehung sowie der Altenpflege. „Unabhรคngig davon, welchen Einfluss berufliche Belastungen auf die Entstehung einer Depression haben, bieten Instrumente wie Fehlzeiten-Analysen oder Befragungen zur Gesundheit der Mitarbeitenden im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements die Mรถglichkeit, die Relevanz im eigenen Unternehmen zu erkennen und den Betroffenen entsprechende Unterstรผtzung anzubieten. Angesichts des Fachkrรคftemangels kommt gerade auch dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement nach einer Depression eine wichtige Rolle zu“, betonte Ackermann.

Risikofaktoren fรผr Depressionen

Die Ursachen von Depression sind abschlieรŸend nicht aufgeklรคrt. „Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Entstehung der Krankheit beeinflussen kรถnnen“, so AOK-Chef Ackermann. Neben einer genetischen Veranlagung gehรถren dazu etwa Alkoholabhรคngigkeit und Zigarettenkonsum, langanhaltende chronische Erkrankungen, hormonelle Verรคnderungen bei der Geburt eines Kindes oder kritische, mit Stress verbundene Lebensereignisse wie beispielsweise Beziehungskrisen, Todesfรคlle, berufliche Enttรคuschungen oder Traumata durch Gewalt, Krieg oder Missbrauch. Im AOK-Gesundheitsatlas werden auch die Zusammenhรคnge zwischen Depressionen und Risikofaktoren in den Regionen Schleswig-Holsteins untersucht. Dazu gehรถren Angststรถrungen und Rรผckenschmerzen.

Regionen mit vielen Rรผckenschmerz-Patientinnen und Patienten stรคrker betroffen

Die Analyse bestรคtigt die aus der wissenschaftlichen Literatur bekannten Zusammenhรคnge, wonach in Regionen mit einem hohen Anteil von Personen mit Rรผckenschmerzen auch mehr Menschen von Depressionen betroffen sind. In Schleswig-Holstein sind jedoch nur niedrige oder unterdurchschnittliche Bevรถlkerungsanteile mit Rรผckenschmerzen zu finden.

Zusammenhang zwischen Angststรถrungen und Depressionen

AuรŸerdem lรคsst sich ein Zusammenhang zwischen Depressionen und Angststรถrungen ableiten. Danach sind in Regionen mit einem hohen Anteil von Menschen mit Angststรถrungen auch mehr Personen von Depressionen betroffen. Das trifft vor allem auf die Kreise Plรถn, Dithmarschen, Ostholstein und Lรผbeck zu.

Depressionen hรคufiger in Regionen mit materieller und sozialer Benachteiligung

Der AOK-Gesundheitsatlas hat ebenfalls analysiert, dass materiell und sozial benachteiligte Menschen (Deprivation) hรคufiger an Depressionen erkranken als Menschen mit einem hohen sozialen Status. Dies betrifft die Kreise Dithmarschen, Ostholstein, Plรถn und Steinburg sowie die Stรคdte Lรผbeck und Neumรผnster.

Konkrete Diagnostik und gezielte Behandlung

„Je frรผher eine Depression erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Schon beim Verdacht auf eine Depression sollten Betroffene frรผhzeitig รคrztliche Hilfe in Anspruch nehmen“, so Ackermann. Dabei ist eine genaue Diagnosestellung erforderlich. So mรผssen neben Risikofaktoren auch die Krankheitsgeschichte des Patienten berรผcksichtigt werden. Als medizinische Leistungen stehen die Psychotherapie oder auch eine medikamentรถse Therapie zur Verfรผgung. Medikamente gegen Depressionen werden als Antidepressiva bezeichnet. Im Jahr 2023 wurden in Schleswig-Holstein 696.079 Antidepressiva-Verordnungen fรผr GKV-Versicherte in Hรถhe von 20,9 Millionen Euro ausgestellt. Nach Empfehlung der Nationalen Versorgungsleitlinie sollten diese Medikamente bei leichten Depressionen nicht die erste Wahl darstellen, da in diesem Fall das Nutzen-Risiko-Verhรคltnis zwischen Wirkung und Nebenwirkung negativ ausfรคllt.

Begleitende Therapieoptionen mit interaktivem Trainingsprogramm moodgym

Bewรคhrt hat sich das interaktive Trainingsprogramm moodgym vom Anbieter ehubHealth in Kooperation mit der AOK. Das Selbsthilfeprogramm hilft Betroffenen bei der Vorbeugung und Verringerung von depressiven Symptomen. Das Programm ist kostenlos und frei zugรคnglich, ersetzt aber keine รคrztliche oder psychotherapeutische Diagnostik oder Behandlung. moodgym beruht auf grundlegenden Methoden und Erkenntnissen der kognitiven Verhaltenstherapie, unter anderem der Bearbeitung und Modifikation von ungรผnstigen Denkmustern sowie der Vermittlung von Techniken zur Stressbewรคltigung und Entspannung. Seit dem Start im Jahr 2017 sind allein beim Programm moodgym insgesamt knapp 175.000 Registrierungen von Nutzerinnen und Nutzern zu verzeichnen.

Hilfe fรผr Angehรถrige mit dem AOK-Familiencoach Depression

Ein weiteres Angebot ist der AOK-Familiencoach Depression, der Angehรถrige von Erwachsenen mit unklaren Depressionen Hilfestellungen gibt. Damit sollen sie den Alltag mit einem depressiv erkrankten Mitmenschen besser bewรคltigen kรถnnen. In interaktiven Trainingsmodulen werden Informationen zur Verfรผgung gestellt, wie Angehรถrige in schwierigen Situationen gut auf sich selbst achten, Alltagsprobleme besser bewรคltigen und die Beziehung zu dem erkrankten Menschen stรคrken kรถnnen. Das Online-Selbsthilfeprogramm steht kostenlos, anonym und zeitlich unbegrenzt fรผr alle Interessierten zur Verfรผgung.

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)

Helfen bei Depressionen kรถnnen auch Internet- und mobilbasierte Interventionen, auch IMIs genannt. Das sind Anwendungen, die online eingesetzt werden kรถnnen. Die Programme basieren auf Selbsthilfe, Selbstmanagement, Monitoring oder dienen zur Unterstรผtzung von Behandlungen. Dazu gehรถren auch die Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Bei allen DIGAs zeigten sich nach drei Monaten statistisch signifikante und klinisch relevante Verbesserungen der depressiven Symptomatik. Die Kostenรผbernahme durch die GKV erfolgt nach รคrztlicher Verordnung.

Stigmata abbauen und Wissenslรผcken schlieรŸen

Obwohl das Krankheitsbild immer mehr ins Bewusstsein der ร–ffentlichkeit rรผckt, bleibt das Bild รผber die Betroffenen oft von Vorurteilen und Stigmata geprรคgt. Das kann Patientinnen und Patienten stark belasten. „Durch mehr Offenheit und frรผhzeitige Behandlungsangebote kรถnnte vielen Menschen geholfen werden. Mit unserem AOK-Gesundheitsatlas mรถchten wir mit dazu beitragen, Wissenslรผcken beim Thema Depressionen zu schlieรŸen, ein Bewusstsein fรผr die groรŸe Bedeutung dieser Erkrankung zu schaffen und Berรผhrungsรคngste abzubauen“, so Ackermann.

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