Donnerstag, 24 April 2025
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Zwei Jahre Krieg im Sudan: Weltgemeinschaft muss schneller handeln, um die Ausbreitung einer Hungersnot zu stoppen

Zwei Jahre Krieg im Sudan: Weltgemeinschaft muss schneller handeln, um die Ausbreitung einer Hungersnot zu stoppen

Zwei Jahre Krieg im Sudan haben die schlimmste Hungerkrise der Welt ausgelรถst: Hungersnot sowie Massenhunger breiten sich im ganzen Land aus und humanitรคre Organisationen arbeiten im Wettlauf mit der Zeit, um die Menschen vor Beginn der Regenzeit im nรคchsten Monat mit humanitรคrer Hilfe zu erreichen. Die internationalen Regierungen, die am 15. April auf der Londoner Konferenz zusammentreffen – welche gemeinsam vom Vereinigten Kรถnigreich, Frankreich und Deutschland ausgerichtet wird und an der rund 20 AuรŸenminister teilnehmen – mรผssen sich auf dringende MaรŸnahmen einigen, um eine weitere Ausbreitung der Hungersnot zu verhindern, so die Hilfsorganisation Islamic Relief.

Bisher wurde in mindestens fรผnf Gebieten in Darfur und Kordofan im Westen des Landes die Hungersnot ausgerufen und an 17 weiteren Orten besteht die Gefahr, dass in den kommenden Wochen eine Hungersnot ausbricht. Fast 25 Millionen Menschen – etwa die Hรคlfte der Gesamtbevรถlkerung – sind nun im ganzen Land mit akuter Nahrungsmittelknappheit konfrontiert, und die weltweiten Mittelkรผrzungen fรผr humanitรคre Hilfe verschรคrfen die Krise drastisch. Die extreme Gewalt gegen Zivilisten, bei der allein in den letzten Wochen Hunderte von Menschen getรถtet wurden, hat zu einer humanitรคren Katastrophe gefรผhrt.

Mitarbeitende und humanitรคre Helfende von Islamic Relief im ganzen Land – von abgelegenen Dรถrfern in Darfur im Westen bis hin zu รผberfรผllten Lagern im Ostsudan – berichten von Fรคllen extremen Hungers und vertriebene Familien berichten von Menschen, die aus Mangel an Nahrung gestorben sind.

Mรผtter sorgen sich um ihre Kinder, denn die Lebensmittel werden noch knapper

Hiba Mohammed Daba, 45, die vor Angriffen in der Nรคhe ihres Hauses in Nord-Kordofan in ein Lager in Gedaref im Ostsudan geflohen ist, sagte gegenรผber Islamic Relief, sie fรผrchte um das Leben ihrer Kinder:

„Ich weiรŸ, dass mindestens fรผnf Menschen im Lager an Hunger gestorben sind. Vor dem Krieg war mein Leben sehr nachhaltig und einfach, aber jetzt sind die Lebensbedingungen hier sehr schlecht. Ich รผberlebe von einer Mahlzeit am Tag, die aus Mehl mit Wasser und Zucker besteht. Der Nรคhrwert des Essens ist schlecht und es bietet nicht das, was meine Kinder brauchen. Ich gebe ihnen von dem Essen, aber es ist nicht genug fรผr sie. Sie werden hรคufiger krank und werden immer leichter und schwรคcher. Ich bin leichter als frรผher und mein Kleid passt nicht mehr. Ich denke, die Situation wird sich fortsetzen und ich und meine Kinder werden immer schwรคcher werden.“

Seit Ausbruch des Krieges im April 2023 hat Islamic Relief als globales Hilfsnetzwerk mehr als 1,2 Millionen Menschen im Sudan mit Nahrungsmitteln und anderen lebensrettenden Hilfsgรผtern versorgt – doch das reicht nicht aus, um den รผberwรคltigenden Bedarf der Menschen zu decken.

Landesleiter spricht von mehr unternรคhrten Kindern als je zuvor und verlangt Aufstockung der Hilfe

Elsadig Elnour, Landesleiter von Islamic Relief im Sudan, sagt zur Lage vor Ort: „Zwei Jahre dieses schrecklichen Krieges haben dazu gefรผhrt, dass Millionen von Menschen im ganzen Land auf der Suche nach Nahrung sind. Bauern wurden von ihrem Land vertrieben, Mรคrkte wurden angegriffen, Lebensmitteltransporter geplรผndert, und ganze Stรคdte werden belagert. Wir behandeln mehr unterernรคhrte Kinder als je zuvor. Unsere Mitarbeitenden sind erschรถpft und werden selbst aus ihren Hรคusern vertrieben, aber sie leisten lebensrettende Hilfe, wo immer sie kรถnnen. Doch nun verschlimmern die weltweiten Mittelkรผrzungen die Lage noch weiter – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Hilfe dringend aufgestockt und nicht gekรผrzt werden muss.“

Weniger als 10 Prozent der benรถtigten finanziellen Mittel stehen zur Verfรผgung

Islamic Relief appelliert am Vorabend nochmal an alle Regierungen auf der Londoner Konferenz und darรผber hinaus, die Mittel fรผr die Hilfe aufzustocken, um die Ausbreitung der Hungersnot zu verhindern, und Druck auf die Kriegsparteien auszuรผben, damit die humanitรคren Organisationen ungehinderten Zugang zu allen hilfsbedรผrftigen Menschen im Land erhalten.

Die Konfliktparteien haben die humanitรคre Hilfe in Gebieten auรŸerhalb ihrer Kontrolle wiederholt durch bewaffnete Gewalt, Bewegungseinschrรคnkungen und bรผrokratische Hindernisse behindert.

Trotzdem kรถnnen die Hilfsorganisationen viele Gebiete erreichen, doch fehlen ihnen die Mittel, um ihre MaรŸnahmen ausreichend auszuweiten. Nach fast einem Drittel des Jahres verfรผgt der von den Vereinten Nationen gefรผhrte Plan fรผr humanitรคre Hilfe 2025 รผber weniger als 10 Prozent der benรถtigten Mittel.

Forderung nach Unterstรผtzung ziviler Hilfsstrukturen und Wiederaufnahme der Friedensgesprรคche

Vor allem lokale sudanesischen Hilfsgruppen aus der Zivilbevรถlkerung benรถtigen viel mehr internationale Unterstรผtzung. Gemeinschaftsnetzwerke stehen im Mittelpunkt der Reaktion auf die Krise. Sie richten Gemeinschaftskรผchen in Gebieten ein, die internationale Organisationen nicht erreichen kรถnnen, und stellen Unterkรผnfte fรผr vertriebene Familien bereit.

Islamic Relief unterstรผtzt mehrere lokale Gemeinschaftsgruppen, aber viele von ihnen werden regelmรครŸig angegriffen und haben mit finanziellen Engpรคssen zu kรคmpfen.

Neben der anhaltenden Gewalt hat der Krieg ebenso die Wirtschaft verwรผstet. Die grassierende Inflation und die steigende Arbeitslosigkeit haben die Kaufkraft von Millionen Sudanesen geschwรคcht. Viele Familien kรถnnen sich jetzt keine Lebensmittel mehr leisten, selbst wenn diese verfรผgbar sind. Islamic Relief Teams haben an Tausende von Familien, die von der Lebensmittelknappheit betroffen sind, Bargeld-Hilfen verteilt, damit sie sich auf den lokalen Mรคrkten mit dem Nรถtigsten versorgen kรถnnen.

Als humanitรคre Organisation vor Ort ruft Islamic Relief die Regierungen auf der Londoner Konferenz am 15. April auรŸerdem dazu auf, die Bemรผhungen um die Wiederaufnahme von Friedensgesprรคchen zu verstรคrken. Der politische Prozess ist weitgehend ins Stocken geraten, wird aber dringend benรถtigt, um die Zivilbevรถlkerung vor den anhaltenden Angriffen zu schรผtzen und einen dauerhaften Frieden zu gewรคhrleisten.

Jeder Friedensprozess muss die sudanesische Zivilgesellschaft, insbesondere Frauen, Jugendliche und die verschiedenen ethnischen Gruppen, auf sinnvolle Weise einbeziehen.

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