Freitag, 15 November 2024
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Kinderkrankheiten oder ernste Symptomatik?

Eltern sind gute Diagnostiker

sup.- Der Begriff Kinderkrankheiten bezeichnet solche Erkrankungen, die sich mit zunehmenden Alter selbst geben oder die zumeist leicht behandelbar sind. Sie sind hรคufig, aber kein Grund zur Sorge. Zudem werden Kinder heute im Hinblick auf Erkrankungen engmaschig kontrolliert und รผberwacht. Das beginnt mit einer Vielzahl von Untersuchungen bereits wรคhrend ihrer Entwicklung im Mutterleib. Per Ultraschall kรถnnen Mutter und Vater heute schon ihr Kind wรคhrend seiner Entwicklung sehen und sogar stolz als Bild auf dem Smartphone der Verwandtschaft prรคsentieren. Nach der Geburt schlieรŸen sich dann die regelmรครŸigen Vorsorgeuntersuchungen fรผr Kinder und Jugendliche an, die bis hinein in das Teenageralter reichen kรถnnen. Die medizinische Versorgung ist auf einem hohen Stand.

Dennoch gibt es Erkrankungen, die sich dem engmaschigen Kontrollnetz entziehen. Es sind die so genannten Seltenen Krankheiten, die zu 75 Prozent Kinder betreffen und von denen rund 8.000 verschiedene Erkrankungen existieren. Sie treten zwar im Vergleich zu anderen Erkrankungen selten auf, aber dennoch leben rund vier Millionen Menschen in Deutschland mit einer Seltenen Krankheit.

Bei diesen Krankheiten sind die Sensibilitรคt der Eltern und vor allem deren Beharrlichkeit gefragt. Hat das Kind hรคufig Infekte? Sagt der Arzt, das sei normal? Entwickelt es sich nach Meinung der Eltern langsamer als andere Kinder? Beruhigt der Arzt mit der Aussage, es sei ein Spรคtentwickler? Wenn die Eltern ganz persรถnlich kein gutes Gefรผhl haben, sollten sie diesem Gefรผhl vertrauen. Eltern sind die sensibelsten Diagnostiker, die ihr Kind jeden Tag erleben und seine Entwicklung am besten beurteilen kรถnnen. Es ist in diesen Fรคllen kein Misstrauen dem Arzt gegenรผber, wenn sie mit ihren Sorgen und Bedenken eine zweite medizinische Meinung einholen. Je eher, je besser.

Frรผhe Symptome einer Seltenen Erkrankung kรถnnen im ersten Lebensjahr ein auffรคlliges Hรถrscreening sein sowie hรคufige Infekte mit durchaus schwerem Verlauf oder beispielsweise auch eine widerkehrende Mittelohrentzรผndung. Bereits bei solchen Anzeichen sollte intensiver geforscht werden, um eine Seltene Erkrankung zu vermuten oder auszuschlieรŸen. Bei diesen Erkrankungen handelt es sich um fortschreitende Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, frรผhzeitig MaรŸnahmen zu ergreifen. Die Diagnose ist die grรถรŸte Herausforderung, um damit die Grundlage fรผr die Behandlung zu schaffen.

Bei betroffenen Kindern zeigen sich im ersten bis dritten Lebensjahr Symptome wie Schwerhรถrigkeit, Infektanfรคlligkeit mit schweren Verlรคufen bis hin zur Lungenentzรผndung. Die Diagnose einer chronischen Bronchitis trifft dann oft nicht den Kern des Problems. Besonders auffรคllig wird die Erkrankung, wenn sich Mรคngel bei der sprachlichen Fรคhigkeit zeigen. Eine gewisse Schwerhรถrigkeit wird dann oft als Erklรคrung fรผr die Verzรถgerung der Sprachentwicklung genommen. Die hier als Beispiel skizzierten Symptome weisen dagegen auf eine Alpha-Mannosidose hin. Die Erkrankung entsteht durch mangelnde Enzyme. Wegen des Enzymmangels, der sehr unterschiedliche Ausprรคgungen haben kann, werden die Abbauprodukte des Kรถrpers nicht richtig verarbeitet, um ausgeschieden zu werden. Sie kรถnnen sich in verschiedenen Organen ablagern und damit zu massiven Schรคdigungen fรผhren. Die zunรคchst unspektakulรคren Symptome nehmen mit der Entwicklung des Kindes deutlich zu. Im Alter von sieben bis zwรถlf Jahren kรถnnen das dann Unsicherheiten, hรคufiges Umknicken, fallen รผber die eigenen FรผรŸe und sogar bereits geistige Beeintrรคchtigungen sein.

Je eher die Diagnose gestellt wird, umso frรผher ist eine sinnvolle Therapie mรถglich. So ist die Alpha-Mannosidose heute zu therapieren, um die Lebensqualitรคt der betroffenen Kinder zu erhalten sowie zu erhรถhen. Eine Infusions-Therapie kann den Zustand stabilisieren und vor allem eine Progression vermeiden.
Die Eltern sind gefordert. Sie werden bei ihrer beharrlichen Suche nach der Ursache der Erkrankung nicht allein gelassen. Wichtige Unterstรผtzung liefern dabei Selbsthilfeorganisationen wie MPS Deutschland oder ein Zusammenschluss unterschiedlicher Selbsthilfegruppen wie ACHSE. Hier gibt es ein breites Spektrum an Erfahrungen von Betroffenen und ein umfangreiches Wissen รผber spezialisierte Mediziner und Kliniken, um die Suche nach der Diagnose zu beschleunigen.

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Bildquelle: stock.adobe.com / Seventyfour

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