Montag, 18 November 2024
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Talking-Heads-Sänger David Byrne wird 70

Für seine Broadway-Show «American Utopia» erhielt David Byrne im vergangenen Jahr einen Tony Award, den wichtigsten Theater- und Musicalpreis der USA.

Weil sich die Produktion, die auf einem seiner Soloalben basiert, keiner Kategorie zuordnen ließ, gab es den Special Tony, einen Sonderpreis des Komitees. Typisch Byrne – der Tausendsassa und ehemalige Frontmann der Talking Heads war schon immer künstlerisch so vielseitig unterwegs, dass er sich kaum auf eine Stilrichtung festlegen ließ. Jetzt wird Byrne 70 Jahre alt.

«American Utopia» beinhaltet neben Songs des gleichnamigen Albums von Byrne auch andere Solosongs von ihm sowie diverse Lieder der Talking Heads. «Ich habe den Eindruck, einige Leute im Publikum kennen meine Musik gar nicht, was für mich gut ist», sagte Byrne im Interview der «New York Post». «Das heißt, dass ich mich anstrengen muss, um sie zu überzeugen, und wir müssen eine gute Show liefern, die sich nicht darauf verlässt, dass die Leute Talking-Heads-Fans sind oder so.»

Sie fingen als Vorband der Ramones an

Die Band hatte Byrne – der 1952 im schottischen Dumbarton geboren wurde, als Kind aber mit seinen Eltern erst nach Kanada und dann in die USA zog – 1975 in New York City gegründet. Heute zählen die Talking Heads immer noch zu den einflussreichsten Gruppen der Post-Punk- und New-Wave-Begegnung. Songs wie «Psycho Killer», «Once In A Lifetime» und «Burning Down The House» sind Popklassiker.

Seinen ersten Auftritt hatte das Quartett als Vorband der Ramones im legendären New Yorker Konzertclub CBGB, den die Talking Heads auch in «Life During Wartime» besangen. Ihr Debütalbum, für das David Byrne bis auf «Psycho Killer» alle Songs allein schrieb, erschien 1977 unter dem minimalistischen Titel «Talking Heads: 77» mit einem ebenso simplen Albumcover.

Soundgenie Brian Eno produzierte in den drei Folgejahren «More Songs About Buildings And Food», «Fear of Music» und «Remain In Light». In den minimalistischen Liedern fanden sich Einflüsse von Pop, Funk, Punk, Artrock und Elemente von Weltmusik. Byrne sang und sprach auf eine eigentümliche Art, die irgendwie nervös und hektisch, dabei auch ironisch wirkte. Das von Byrne und Toni Basil inszenierte Musikvideo zu «Once In A Lifetime», in dem der Sänger im Anzug, mit Fliege und Brille merkwürdige Tanzbewegungen durchführt, ist ikonisch.

Nach kurzer Auszeit – Byrne nahm mit Eno und anderen renommierten Musikern 1981 sein erstes Soloalbum «My Life In The Bush of Ghosts» auf – kamen die Talking Heads für «Speaking In Tongues» wieder zusammen. Es markierte den kommerziellen Durchbruch für die Vier. Dazu erschienen der Konzertfilm «Stop Making Sense» von Regisseur Jonathan Demme («Das Schweigen der Lämmer») und ein Livealbum unter demselben Namen.

Nach acht Studioalben war Schluss

Besonders erfolgreich in Europa war die Single «Road To Nowhere» vom sechsten Studioalbum «Little Creatures», das auch das erfolgreichste der Band ist. Doch es gab Spannungen. Schlagzeuger Chris Frantz berichtete in seiner Autobiografie, der anspruchsvolle Byrne habe die Band schon Anfang der 1980er Jahre auflösen wollen. 1991, nach acht Studioalben, war tatsächlich Schluss, auch wenn die anderen Talking Heads damals laut Frantz davon ausgingen, die Trennung sei nur temporär.

Bis heute ist Byrne vielseitig unterwegs – im Wortsinne. Er fährt viel Fahrrad und engagiert sich für bessere Bedingungen für Radler. Auch ein Buch übers Fahrradfahren («Bicycle Diaries») hat der Vater einer Tochter geschrieben, der inzwischen auch Großvater ist. Der rastlose Künstler hat mehr als ein Dutzend Soloalben veröffentlicht und diverse Soundtracks für Filme, Serien und Theaterstücke komponiert. Erst im Februar erschien ein neues Buch mit Zeichnungen und Gedichten von Byrne.

Die Talking Heads standen nach der Trennung nur noch einmal gemeinsam auf der Bühne. Bei der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame spielten David Byrne und seine ehemaligen musikalischen Mitstreiter zusammen drei Songs. Dass es irgendwann zu einer längerfristigen Reunion kommt, ist so gut wie ausgeschlossen. «Ich denke nicht», sagte Byrne vergangenes Jahr der «New York Post». «Es ist lange her, und unsere Wege haben sich irgendwie getrennt.»

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