Freitag, 15 November 2024
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Vicky Leandros wird 70: «Es ist ein Glück, leben zu dürfen»

«Gefüllte Tomaten», antwortet Vicky Leandros spontan auf die Frage, welche kulinarischen Tipps sie denn etwa für die Hitzetage in diesem Sommer geben könne. «Entweder vegetarisch oder auch mit etwas Hackfleisch», fügt die gebürtige Griechin noch hinzu.

Außerdem passten Salate und Gemüsepfannen bestens in diese Zeit. Vicky Leandros ist eben nicht allein seit mehr als 50 Jahren Kult-Interpretin von immergrünen Schlagern und Chansons wie «Après toi» und «Theo, wir fahr’n nach Lodz». Sondern auch Familienmensch und leidenschaftliche Köchin. Sowie Autorin des Rezeptbuchs «Ein Hoch auf das Leben – Meine Küche für Familie und Freunde», das sie 2021 mit zweien ihrer drei Kinder veröffentlicht hat. 

Mit der Single «Après toi» gelang ihr der Durchbruch

Am Dienstag darf die 1952 auf Korfu geborene und seit 1958 meist in Deutschland lebende Ikone anspruchsvoller Unterhaltungsmusik ihren 70. Geburtstag feiern. Anlass, im Telefonat mit der Deutschen Presse-Agentur einen Blick zurück, aber auch nach vorn zu werfen. «Geburtstage waren für mich nie besonders wichtig. Auf der anderen Seite ist der 70. doch ein Meilenstein und ein Grund nachzudenken – soweit man das nicht schon vorher getan hat», sagt die Künstlerin, die auf Gut Basthorst (Schleswig-Holstein) bei Hamburg lebt, einem Gut ihres geschiedenen zweiten Ehemanns Enno Freiherr von Ruffin (68). «Insofern wird einem immer mehr klar, dass das Leben endlich ist. Und dass man das Glück hat, überhaupt leben zu dürfen», sinniert sie mit ihrer markant melodischen Stimme, «das ist ja nicht selbstverständlich. Und dass es einem gut geht. Dafür bin ich auch dankbar.»

Ihren ersten Hit hatte die von ihrem Vater, dem Musiker und Produzenten Leo Leandros (95), geförderte Künstlerin bereits mit 13 Jahren. «Messer, Gabel, Schere, Licht» verkaufte sich 50 000 Mal. Doch erst das von Leo Leandros und Klaus Munro geschriebene Lied «Après toi» verhalf der mit einer Gesangs-, Gitarren- und Ballettausbildung ausgestatteten jungen Frau zum Durchbruch in eine Karriere, in der sie auch auf Griechisch, Englisch, Niederländisch, Japanisch und Spanisch intoniert. Vor genau 50 Jahren war das – 1972 für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Weltweit wurden 5,5 Millionen Exemplare von der Single verkauft.

Seither gibt die Sängerin Konzerte in aller Welt, tritt im Fernsehen auf und wurde für ihre Erfolge vielfach ausgezeichnet. Und auch für Spaß ist die Künstlerin zu haben – so trat sie 2020 in der ProSieben-Show «The Masked Singer» im weißen Katzenkostüm auf. «Was für eine Legende», entfuhr es Moderator Matthias Opdenhövel bei ihrer Enttarnung.

«Ich will aber nicht immer nur arbeiten. Mein Herzensanliegen war immer an allererster Stelle die Familie. An zweiter Stelle natürlich meine Karriere, die ja auch meine Leidenschaft ist», erzählt Leandros in bodenständig wirkender Art der dpa. «So habe ich mir die Zeit genommen, für meine Kinder da zu sein, und elf Jahre Pause gemacht, um sie selbst groß zu ziehen.» Die Mutter der Töchter Milana und Schauspielerin Sandra von Ruffin (35, «Festival der Liebe») sowie von Sohn Leandraki aus erster Ehe erinnert sich: «Ich hatte dabei keine Angst vor der Zukunft und vor der Frage, wie es später aussehen würde. Ich habe gedacht, ok, wenn mich dann niemand hören möchte, dann ist es eben so.»

Sie liebt es Konzerte zu geben

Tatsächlich gab es dann so etwas wie einen Karrierebruch. «Ein paar Jahre hatte ich schon das Gefühl, das ist jetzt nicht so erfolgreich. Doch damit muss man leben und sich sagen, mal sehen…», meint die Künstlerin, die auch komponiert und textet. Sie merkt an: «Man muss sich dann neu strukturieren. Sich treu bleiben und gleichzeitig erneuern. Andere Alben, etwas Neues ausprobieren. Balladen, Folklore, Chansons – das habe ich auch so gemacht und das war gut so.» Zur Entscheidung, für ihre Familie eine Zeit lang aus dem Beruf auszusteigen, sagt der Showstar noch: «Frei sein, unabhängig sein, war für mich immer wichtig. Und das konnte ich auch, weil ich sehr früh angefangen habe zu arbeiten.»

Zu ihren beruflichen Plänen im neuen Lebensjahr gehören zwei Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie am 25. März sowie eine größere Tournee, deren Einzelheiten noch bekanntgegeben werden sollen. «Ich gebe gern Konzerte – dabei kann ich vielseitig sein», erklärt Leandros, «und mein Publikum kennt es auch so. Lieder seit den 1970ern bis heute, auch von Jacques Brel und Michel Legrand – und all das in verschiedenen Sprachen.» 

Überhaupt scheint die inzwischen zweifache Großmutter eine vielseitige Frau zu sein. Für ihr soziales Engagement erhielt sie 2015 das Bundesverdienstkreuz am Bande. So wirkt Leandros bei der Griechisch-orthodoxen Kirche als Botschafterin für die Kinder Afrikas. Auch einen Ausflug in die Politik machte sie, von 2006 bis 2008 als Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen in der Hafengemeinde Piräus bei Athen.

Was bleibt, um zum Geburtstag eine Art Zwischenbilanz zu ziehen? «Ich liebe das Leben», sagt Vicky lachend. Und verrät zwei für sie dabei wichtige Elixiere: «In schwierigen Situationen sollte man innehalten und noch mal über alles nachdenken.» Außerdem: «Herzensgüte.» 

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