Mittwoch, 18 Dezember 2024
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Schön luftig. Mit diesem Stoff schläft man trotz Hitze gut

Schön luftig. Mit diesem Stoff schläft man trotz Hitze gut

Heiße Sommernächte, guter Schlaf? Die Steinzeitmenschen hatten es einfach, die Höhle war eiskalt, leider ganzjährig. Der moderne Mensch schwitzt und wälzt sich im Bett hin und her, während draußen auch nachts die Sommerhitze kaum nachlässt. Ohne Decke schlafen ist keine Option. Die Nieren mögen es nicht schweißkalt. Jetzt hat Leinenbettwäsche ihren großen Auftritt. Leinen kühlt wunderbar und nimmt viel Feuchtigkeit auf. Leinen ist außerdem nachhaltig, hautfreundlich, antibakteriell und hypoallergen. Hochwertige, zertifizierte Bio-Leinenstoffe sollten es sein, das garantiert, dass beim Anbau des Flachs keine Pestizide, keine künstliche Bewässerung und keine Düngung eingesetzt werden.

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Bild von Pexels auf Pixabay

Einige Leinenbettbezüge und Laken habe ich geerbt, aus gutem Leinen, das aus dem Flachs gewebt wurde, das ganz in der Nähe meiner Großeltern wuchs. Ein karierter Bezug stammt aus der Aussteuer meines Großvaters, bald einhundert Jahre ist das solide Stück aus einem bäuerlichen Haushalt. In der Mitte des handgenähten Bezugs verläuft eine Naht, weil man so breite Stoffe nicht weben konnte. Darauf handgestickt das Monogramm, eine heute vergessene liebevolle Kleinigkeit auf persönlicher Bettwäsche.

Große weiße Laken, die an der Gartenleine im Wind schaukeln, sind seit meiner Kindheit ein Bild von Harmonie, Leichtigkeit und Reinheit. Ein Bild des Sommers. Leinen war in meiner Kindheit aus der Mode gekommen, lieber nahm die Hausfrau Damast oder bunte baumwollschwere Aussteuer-Qualität, das Spannbettlaken war noch nicht erfunden. Das Bleichen auf der Wiese war dank bleichender Waschmittel nicht mehr notwendig. Bettwäsche und auch Tischwäsche  wurde bei uns nach dem Waschen grundsätzlich zum Mangeln außer Haus gegeben – exakt gefaltet, hart und steif und ein bisschen glänzend kam die Wäsche zurück und wanderte in den Wäscheschrank. Wer hat heute noch einen Wäscheschrank, der Einrichtungsgegenstand scheint vom Markt verschwunden. Gemangelte Wäsche soll Milben aus dem Bett fernhalten, hörte ich einmal. Die spezielle, durchs Mangeln gefestige Oberfläche soll verantwortlich dafür sein. Das müsste man wissenschaftlich untersuchen, ob’s stimmt.

Wer Bio-Leinenwäsche kauft, muss tief in die Tasche greifen. Aber es lohnt sich, denn sie hält ewig. Etwas günstiger ist halb Leinen, halb Baumwolle. Achten Sie immer auf die Knöpfe, sie müssen viele Wäschen aushalten können. Meine Bettwäsche ist einfarbig, so kann man über Jahre und je nach Jahreszeit fein mit Kissen und Plaids immer wieder neu dekorieren. Im Sommer ist Reinweiß oder ein helles Blau ein Muss. Das kühlt bereits das Auge.

Leinen knittert edel. Reines Leinen muss knittern, es kann durch seine geringe Elastizität gar nicht anders. Doch genau das macht den Charme dieser Naturfaser aus. Leinen nicht mangeln, am besten feucht bügeln.

Liebeszauber

Leinenstoffe sind für mich eng mit Magie verbunden. Im alten Volksglauben ranken sich unzählige Bräuche und Vorstellungen um sie – und besonders um den sehr aufwendigen Flachsanbau und die Verarbeitung der Faser. Geröstet, gebrochen, „durchgehechelt“ und früher am Spinnrad zum Faden versponnen. Flachs oder Lein ist eine der ältesten Textilfasern, einst hochverehrt und geliebt. Leinsamen (am besten geschrotet) gehört in jedes Müsli. Ein Löffel Bio-Leinöl ist mein tägliches Gesundheitsritual. Im magischen Brauchtum ist Lein wie auch seine blauen Blüten durch und durch positiv, die Pflanze vertreibt das Dunkle, schützt und fördert die Fruchtbarkeit. Warum aber Leinsamen in der Tasche oder in den Schuhen getragen die Liebe anziehen sollen? Hier dürfte ein Placebo-Effekt wirken. Krümel hab‘ ich im Schuh‘, die Liebe kommt schubidu …

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Jutta Failing
Jutta Failinghttps://glueckshaut.de/
Dr. phil. Jutta Failing ist Kunsthistorikerin und Autorin. Promotion: „Frosch und Kröte als Symbolgestalten in der mittelalterlichen Kirchenkunst“ // Stipendium der Graduiertenförderung in Hessen. Preisträgerin des Bürgermedienpreises (Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk – LPR Hessen, Sparte Hörspiel). 2005 bis 2011 Projektleitung NACHT DER MUSEEN Frankfurt und Offenbach. 2020 Künstlerstipendium der Hessischen Kulturstiftung/Land Hessen. Buchautorin und Freelancerin (Text/Redaktion) für Lifestyle- und Kunstmagazine. Expertin für historische Sagen- und Ortsüberlieferung (u.a. Fachvorträge und Publikation „In Hessen ist der Teufel los – Das Geheimnis teuflischer Orte und Geschichten“). Seit drei Jahrzehnten wissenschaftliche Beschäftigung mit Erinnerungskultur, volksmagischen Erscheinungen und hessischem Brauchtum. Zertifizierte Mental Trainerin und Yoga Mental Trainerin.
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