So oder so? Zukunft braucht Entscheidungen: Die besten 12 Handlungsempfehlungen bei Entscheidungen von Johanna Dahm
Entscheidungs-Koryphรคe undย Buchautorinย Dr.ย Johanna Dahmย stelltย 12 Handlungsempfehlungenย vor, um Beschlรผsse in Wirtschaft und Politik sinnvoll zu treffen und Fehler-Angst zu รผberwinden
Schockstarre und Zukunftsangst sind die Gefรผhle der Krise. Wenn schockierte Entscheider โรคngstelnโ treffen sie oft keine schwerwiegenden Entscheidungen oder sie zรถgern und treffen diese zu spรคt. Fehler-Angst, Schwierigkeiten sich zu entschlieรen und Verantwortung fรผr Negativ-Entwicklungen, das beunruhigt Wirtschaft, Unternehmen und Politik besonders in Zeiten von Pandemie und Krieg. Niemand weiร, wohin Entscheidungen fรผhren, wie sie die Gesellschaft verรคndern und wie die Zukunft aussieht. ย Fakt ist: Entscheidungen sind keine konstante Grรถรe. Aber dennoch, sobald der Mensch eine Entscheidung getroffen hat, entsteht Agilitรคt, Verรคnderungsfรคhigkeit und Bewegung. Aber dรผrfen Entscheidungen stรคndig wechseln? Hat man ein Ziel erreicht, wenn man eine Entscheidung getroffen hat? Was kann man tun, wenn man die falsche Entscheidung getroffen hat? Gibt es รผberhaupt falsche Entscheidungen? Und sollte man zรผgig oder langsam zu einem Entschluss kommen?
Deutschlands bekannteste Entscheidungs-Expertin und Buchautorin Dr. Johanna Dahm hat ein 12-Punkte-Programm zur Entscheidungsfindung fรผr Wirtschaft und Politik entwickelt. Seit Jahren setzt sie sich mit dem Thema Entscheidungsfindung auseinander und beobachtet in Wirtschaft und Politik immer mehr unentschlossenes Handeln: โUnentschlossenheit in der jรผngsten politischen Vergangenheit zeigt sich oft auch darin, dass nach Verantwortlichen fรผr Fehl-Entscheidungen gesucht wird, so werden dringende Entscheidungen blockiert. Vielmehr gilt es, alte Strukturen durch neue zu ersetzen, den unmittelbar erforderlichen Dialog zu suchen und sich in den drรคngenden Themen Lรถsungen zum Ziel zu setzen: den Krieg in der Ukraine zu beenden, Umweltauflagen und soziale Gerechtigkeit einzufordern.โ
Dahm sieht auch Probleme der Entscheidungsfindung im politischen Kalkรผl der Rhetorik. โWรคhrend die รra Merkel und jetzt auch Scholz sich im politischen Kalkรผl der Rhetorik schรผtzen, mangelt es an Klarheit und Tatkraft – auch auf unkonventionellem Wege. Wie Helmut Schmidt es ausdrรผckte, bedarf es gerade angesichts der Komplexitรคt der Herausforderungen, Vielzahl der global brennenden Themen und Eigeninteressen der politischen Player statt Rรผckschau, Analysen und gegenseitiger Vorwรผrfe „Entschlusskraft zu konsequenter Therapie und die Tapferkeit gegenรผber tausend partiellen Interessen, Vorurteilen und Widerstรคnden“.
Wer wirksame Entscheidungen treffen mรถchte, sollte nach dem 12-Punkte-Dahm-Programm zur Entscheidungsfindung von Johanna Dahm seine Handlungen vornehmen, um die besten Lรถsungen zu finden. โBei der Entscheidungs-Findung tun sich Entscheider immer schwer. Aber wenn Fรผhrungskrรคfte keine Entscheidungen treffen, dann treffen sie dich. An sich gibt es keine falsche Entscheidung, sondern den richtigen Lรถsungen fehlen nur noch einige Handlungen und diese Sichtweise ist wichtig, um keine Angst vor Fehlern zu haben, denn nur so kann Entscheidungsfindung nicht blockiert werdenโ, so Johanna Dahm.
12 Punkte-Dahm-Programm zur Entscheidungsfindung fรผr Wirtschaft, Unternehmen und Politik
1. Ziele festlegen. Probleme erkennen. Analyse.
Welche Ist-Situation besteht in der Gegenwart? Welche Ist-Situation soll in der Zukunft erreicht werden? Hier geht es um die genaue Definition, von dem, was erreicht werden soll. Per Ausschlussprinzip von allem Ungewollten trennen und ehrlich mit sich selbst sein, wo beides noch zu wenig klar ist, prรคzise und ohne Konditionen formulieren. Oft sind im persรถnlichen ebenso wie im unternehmerischen Kontext Ziele zu generisch und werden hinsichtlich ihrer Erreichbarkeit zerredet. Deshalb klare Ziele stellen!
2. Visionen entwickeln. Nach den Sternen greifen. Mut.
Von dem, was gewollt ist, sollte eine Vision entstehen. Eine Vision beschreibt, was im Unternehmen oder in Politik und Gesellschaft in der Zukunft erreicht werden soll. Die Vision sollte auf einen lรคngeren Zeitpunkt ausgelegt sein. Hierbei sollen die Strategien, die Werte und die Kultur einer Organisation ausfรผhrlich beschrieben sein. Wichtig: Mut haben, groร zu denken und sich nicht in Details verlieren.
3.Szenariotechnik. Worst Case Scenario kreieren. Notfallplan.
Was kann im schlimmsten Fall durch die getroffene Entscheidung passieren? Es sollten verschiedene Ereignisse, die in der Zukunft eintreten kรถnnten, gedanklich und spielerisch inszeniert werden.
Der โWorst–Caseโ ist, dabei das fรผr das Unternehmen und die politische Entscheidung ungรผnstigste Ergebnis. Das sollte thematisiert werden. Wer viel will, muss viel tun. Ziele werden oft durch Bequemlichkeit nicht erreicht, da scheitert es schon an der Entscheidung, die Komfortzone zu verlassen.
Aber bitte mal die Frage stellen: Was kann bei Verzรถgerungen, bei Nichterreichen von Zielen, beim Fortbestehen unternehmerischer oder politischer Engpรคsse passieren? Und welche Folgen hat dies schlimmstenfalls fรผr die รffentlichkeit, Kunden, Mitarbeiter und die Stellung des Wettbewerbers?
Wenn auch unpopulรคr, so lohnt es sich doch, gemeinsam mit Entscheidern und Fรผhrungskrรคften Notfallplรคne, Krisenplรคne und Backups zu entwickeln, um fokussiert die Zielerreichung anzustreben, Einwรคnde von Kunden und Investoren auszuhebeln und sich vor Augen zu fรผhren, dass Nicht-Handeln keine Option ist.
4. Handlungsoptionen recherchieren, aber… Vertrauen.
Jede politische und unternehmerische Entscheidung soll optimal abgesichert sein. Das Recherchevolumen im Vorfeld einer Entscheidung kann aus Angst vor dem Verpassen der besseren Option (Fear of better option, FOBO) schon mal antiproportional ansteigen.
Am grรถรten ist die Angst, etwas falsch zu machen. Zwar wird seitens vieler Unternehmen eine positive Fehlerkultur proklamiert. Im Alltag aber das Gegenteil gelebt. Die Folge: Bei mรถglichen Worst Case Scenarien werden Optionen nicht mehr erwogen, Prioritรคten falsch gesetzt, Deadlines verpasst. Das kostet Zeit, Geld und Nerven.
Ein Wort zur Situation in Unternehmen: Bereits die Delegation von Verantwortung fรคllt den meisten Chefs schwer. Sie trauen ihren Mitarbeitenden nur sehr bedingt eigenstรคndige Entscheidungen zu, nach dem Motto โVertrauen ist gut, Kontrolle besserโ. Es lรถst fast Entsetzen aus, Informationen auf dem Weg zur Entscheidung zu verpassen (Fear of missing out, FOMO).
Es fehlt das Vertrauen in die eigene Mannschaft, was die Email-Fรผlle in CC, BCC und die Tausende Stunden von Abstimmungsmeetings erklรคrt: im Mittel 7.000 Stunden pro Jahr und Kopf. Viele Chefs geben zwar vor, ihren Mitarbeitenden freie Hand zu lassen, in Wahrheit wollen sie aber doch alle Entscheidungen selbst treffen.
Die allseits beklagte Komplexitรคt und der angewachsene Handlungsdruck sind also vielfach hausgemacht, weswegen akute Krisensituationen dann umso schlechter bewรคltigt werden kรถnnen.
5. Recherche- und Entscheidungszeit verkรผrzen
Ein ambitioniertes Timing, maximal 30-40% der รผblichen Recherche und Entscheidungsfindung soll vorgegeben sein, das vereinfacht den Entscheidungsprozess und erlaubt im Anschluss mehr Zeit fรผr die Umsetzung.
Verkรผrzte Klausurtagungen, Meetings, Ausschlussverfahren und Thinktanks sowie das Vertrauen auf โgut ist gut genugโ unterstรผtzen Entscheidungsprozesse.
Ein Tipp: Meetings oder Klausurtagungen im Stehen abhalten und auch Remote die Rollen fรผr Moderation, Protokolle etc. rotieren.
6. Optionen aussortieren. Nur effektive Handlungsoptionen beachten. Abstimmen.
Entscheidungen kรถnnen beschleunigt werden, indem allzu รคhnliche Optionen aussortiert und nur klare Zuordnungen wie โgut/schlechtโ bzw. โja/ neinโ zugelassen werden.
Einmal aussortierte Alternativen werden auch im Nachgang nicht mehr zugelassen. Hier helfen die Einfรผhrung und Wahrung strikter Spielregeln. Fรผhrungskrรคfte kรถnnen Vor-Entscheidungen sehr gut delegieren und auch in Meetings ihren Teams die besten Optionen prรคsentieren lassen. Im Nachgang wird dann nur noch abgestimmt.
7. Intuition ist (nur) eine Stimme. Auch mit Bauchgefรผhl abwรคgen.
Bei einer intuitiven Entscheidung kรถnnen Entscheider nie begrรผnden, warum man fรผr oder gegen etwas ist.
Bauchgefรผhl kann richtig sein, muss aber nicht.
Wenn die Fakten mit der Intuition รผbereinstimmen (Kopf und Bauch), stehen die Chancen fรผr die Umsetzung einer Entscheidung am besten. Ein schlechtes Bauchgefรผhl sollte nicht ignoriert werden.
Optimal ist es, auch den inneren Kompass zu hinterfragen, da dadurch frรผhere Ereignisse und subjektives Empfinden ebenso wie negative Erfahrungen in bestimmten Situationen fehlgeleitet werden kรถnnen. Gerade in Gruppen-Entscheidungen sollten โinnereโ Stimmen ruhig kommuniziert, aber nicht fรผr allzu bare Mรผnze genommen werden, da sie ursรคchlich meist eine private Historie haben.
9. Entscheidung nie ohne Plan B. Entschlusskraft ist wichtiger als Sicherheit.
โDie Kunst beim Entscheiden ist es einerseits entschlossen, andererseits flexibel zu seinโ
Oft wird die Frage gestellt, wie man eine 100% sichere Entscheidung treffen kรถnne. Vor allen Dingen hinsichtlich politischer Belange, Investments oder mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunft. Eine nachvollziehbare Frage. Wichtiger als die Sicherheit ist die Entschlusskraft, also die Einstellung, auch bei sich verรคndernden Umfeld Faktoren hinter der eigenen Entscheidung zu stehen und diese auch umzusetzen.
Oft verfรผgen Entscheider in Wirtschaft und Politik nicht รผber ausreichende Flexibilitรคt auch bei Unwรคgbarkeit auf dem Weg zum Ziel, den angestrebten Zustand auch tatsรคchlich zu erreichen. Und Sie geben auf.
Statt euphorisch einem Ziel hinterher zu hetzen, sollen im strategischen Plan, im anvisierten Erfolg, kalkulierte Misserfolge aufgestellt werden.
Auf Planรคnderungen sollte man vorbereitet sein. Unvorhergesehene Planen, รnderungen oder Verรคnderungen lรถsen Stress aus, den man sich somit ersparen kรถnnen. Denn eine gut ausgearbeitete zweite Option, Plan B, wirkt Stress entgegen. Beruhigt!
10. Perfektionismus ablegen.
Lieber alles richtig machen und alle Fehler vermeiden (auch um sich um die Meinung anderer keine Gedanken machen zu mรผssen) und darum lieber alle Mรถglichkeiten offen halten und gar nicht entscheiden.
Schlicht um die eigene Komfortzone nicht zu verlassen und kein Neuland betreten zu mรผssen, in dem wir uns weniger sicher fรผhlen. Ob im Unternehmen oder im Privatleben geht der Verรคnderungsdruck damit einher, dass wir nach der besten Option streben, und das am besten fรผr die Ewigkeit, liegt ja auch erst einmal auf der Hand, denn wir wollen Verschlechterungen verhindern und die deutliche Verbesserung erzielen.
In der Folge recherchieren wir dann oft so lange und selektieren zwischen den zur Verfรผgung stehenden Optionen so intensiv, dass wir darรผber die eigentliche Entscheidung hinauszรถgern, manchmal sogar vergessen. Das Beste oder nichts, sagen Menschen des Entscheidungs-Typen โFear of Best Optionโ, also Angst, die beste Option zu verpassen. Und diese haben das Ziel der eindeutig besten Alternative. Und das Ziel an sich steht oft hinten an. Die Tendenz, Entscheidungsprozesse zu verkomplizieren, ist hier eine groรe Gefahr. Dabei resultieren aus Entscheidungen Erfahrungen und diese sind die Grundlage fรผr Wachstum und persรถnliche Reife.
11. Von den Besten der Geschichte lernen. Entscheidungs-Coach von auรen holen.
Jeden Tag verlangt uns das Leben Entscheidungen in Wirtschaft und Politik ab. Manche haben nur einen kurzfristigen Effekt. Andere begleiten die Gesellschaft ein Leben lang.
Entscheidung fallen immer schwerer. Die wirtschaftliche Krisensituation bestรคrkt das noch. Die Entwicklung der Mรคrkte ist kaum noch zu sehen. Die Angst, mit einer Entscheidung das Unternehmen oder die eigene Karriere in die falsche Richtung zu lenken, wรคchst.
Fรผr viele Fragen bedarf es profunder RatgeberInnen, die einen professionellen Hintergrund haben.
Der pragmatische Ansatz, von den Besten zu lernen, ist auch bei Entscheidungen eine wichtige Methode bzw. Ansatz. Von dem „Erfolgswissen“ hochrangiger Persรถnlichkeiten kรถnnen alle profitieren.
12. Prioritรคten stets vor Augen haben. Faustformel stellen.
Was wirklich wichtig ist, das kรถnnen sich selbst Entscheider in Krisen nicht mehr richtig beantworten.
Dabei kann es einfach sein, Prioritรคten zu erkennen.
Und vorm Treffen einer Entscheidung sollten wir uns stets die wichtigste Faustformel als Frage stellen: Ist das wichtig in den nรคchsten zehn Stunden? Wenn nein, dann in den nรคchsten 10 Monaten? Oder gar Jahren? Und wenn das alles nicht der Fall ist, dann sollte man es ruhig angehen lassen.
13. Belohnung fรผr die Entscheidung, die nicht funktioniert hat
Um รngste vor Entscheidungen zu nehmen, sollte man die beste Entscheidung, die nicht funktioniert hat, belohnen, gemรคร Google, die einen Preis ausschreiben, fรผr die beste Idee, die nicht funktioniert hat.
Dr. Johanna Dahm
Johanna Dahm wollte schon als Teenager รผber Missstรคnde diskutieren, Dinge von mehreren Seiten betrachten. Was ihr lag, waren Dialektik und Hypothesen รผber Zukunft auf potenzielle Machbarkeit zu prรผfen. Das Studium absolvierte sie trotz Eigenfinanzierung durch drei Nebenjobs mit 1.0, die Promotion mit Summa cum Laude.
Sie wuchs in NRW auf, Gleichbehandlung und Integrationsthemen lagen ihr am Herzen. Kein Wunder also, dass sie 1994 als eine der ersten Schรผlerinnen รผber die damalige Grenze nach Jena fuhr, um als Reprรคsentantin der Deutschen Schรผlergemeinschaft vor TV, Funk und Politik eine flammende Rede รผber die Wiedervereinigung โDer geteilte Deutsche โ Die Mauer muss aus den Kรถpfenโ zu halten.
Ihr Engagement fรผr Amnesty Int., Greenpeace entfachte auch das Talent fรผr Public Speaking, man sagte ihr eine Karriere u.a. in der Politik voraus, Sie entschied sich jedoch anders, auch gegen das elterliche Unternehmen und grรผndete mit 25 parallel zur Promotion ihr erstes Beratungshaus, gewann wenig spรคter den Employability Award der Europรคischen Union. Es folgten internationale Fรผhrungs- und Personalverantwortung in Unternehmensberatung Accenture und Life Science Konzern Novartis, letztere als jรผngste weibliche Fรผhrungskraft. Ihr Ziel war es stets, Entscheidungstrรคger gerade durch Krisen und Wandel zu begleiten und dadurch fรผr Mensch und Organisation das bestmรถgliche Arbeitsumfeld und Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Dafรผr erhielt sie u.a. den World Class Leader Award sowie den Diversity & Inclusion Award. Ihre Wege fรผhrten sie nach Indien und Asien, Skandinavien, in die Schweiz und die USA. Privat engagiert sie sich gegen die Beschneidung der Frau in einer kleinen Gemeinde in รgypten. Dort hat sie mehrere Patenschaften รผbernommen.
Heute lebt Johanna im beschaulichen Rheinland und im pulsierenden Frankfurt am Main. Gegensรคtze, Verรคnderungen und Bewegung haben ihr bisheriges Leben immer geprรคgt. Dabei genieรt sie lange Rheinspaziergรคnge ebenso wie den Sprint zum Flieger. Mit รberzeugung lรคsst sie ihre Kunden รผber sich hinaus wachsen, denn aus eigener Erfahrung weiร sie, dass man รผber die Komfortzone hinaus gehen muss. Ihr Motto dabei lautet: Keine Verรคnderung ohne Entschluss!
Im Juni erscheint ihr neuestes Buch „Atlas der Entscheidungen“.