Er hat nicht den Glamour-Status eines Jimi Hendrix oder den Ruhm eines Jimmy Page – doch Ry Cooder gehรถrt auch ohne den ganz groรen kommerziellen Erfolg zu den grรถรten Gitarristen aller Zeiten.
Besonders machte ihn in den Jahrzehnten seiner andauernden Karriere eine Vielseitigkeit, die Cooder durch bemerkenswert viele Genres fรผhrte. Am 15. Mรคrz wird der aus Kalifornien stammende Meister des Slide-Gitarrenspiels 75 Jahre alt.
Vier Jahre war Ryland Peter Cooder eigener Aussage zufolge alt, als ihm ein Geiger Anfang der 1950er Jahre seine erste Gitarre schenkte. ยซIch glaube, er wusste, dass ich Musik mochte und dass ich gut darin sein wรผrdeยป, erinnerte sich Cooder in seinem vor Jahren erschienenen Buch ยซThe American Spring: What We Talk About When We Talk About Revolutionยป.
Beeindruckt von Woody Guthrie
Der junge Ry Cooder war vor allem von einem Mann beeindruckt: Woody Guthrie, der die amerikanische Seele mit Folk- und Blues-Takten in Noten und Liedtexte goss, die bis heute nachwirken. Zudem lieferte der Radiosender KXLA aus Pasadena den Sound von Cooders Jugend, das Plattenlabel Folkways die Musik von Pete Seeger. Und der junge Musiker: zupfte immer schneller und immer besser an der Gitarre, dem Banjo und der Mandoline.
Ob als Solo-Kรผnstler, Komponist von Filmmusik oder in Jam-Sessions: Ry Cooder wuchs schnell zu einem der vielseitigsten Gitarristen des Landes heran. Mit Taj Mahal spielte er eine Mischung aus Blues und Country, versuchte sich bei Captain Beefheart und seiner experimentellen Formation The Magic Band und zierte als technisch hervorragender Slide-Gitarrist bald Stรผcke der Rolling Stones sowie von Van Morrison, Eric Clapton und Randy Newman.
Keine Genre-Grenzen
Wenn seine Finger im Rock’n Roll, Blues, Reggae, Jazz, Country, R&B, Gospel, Calypso oder gar hawaiianischer und Tex-Mex-Musik รผber die Saiten glitten, schien der Charismatiker die Genre-Grenzen nicht nur zu verwischen, sondern auรer Kraft zu setzen. Zwischen seiner Filmmusik zu Wim Wenders‘ Film ยซParis, Texasยป (1984), seinem Soloalbum ยซGet Rhythmยป (1987) und dem Erfolgsalbum ยซBuena Vista Social Clubยป (1997), das einer Gruppe kubanischer Musiker zu internationalem Ruhm verhalf, lagen Welten.
In die ยซHall of Fameยป der Recording Academy wurde Cooder lรคngst aufgenommen. Sowohl ยซTalking Timbuktuยป mit Ali Farka Tourรฉ aus Mali als auch die romantischen Klรคnge mit den Kuba-Stars auf dem Album ยซBuena Vista Social Clubยป brachten ihm einen Grammy ein. Trotz der Digitalisierung der Welt – und auch der Musikbranche – liebte Cooder dabei immer das Greifbare: Vor allem die Schallplatte. Diese seien ยซGrundpfeiler und Bausteine des Gefรผhlslebensยป, sagte er der Recording Academy zufolge. Sie seien wie Magie, denn sie reprรคsentierten sie eine ยซverdichtete, erhรถhte Version von Klangยป.