Sonntag, 22 Dezember 2024
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KI im Online-Dating: Wie Single-Männer durch KI emotionale Bindungen erzeugen

KI beim Online-Dating: KI-generierte Single-Männer können Frauen bis in die emotionale Abhängigkeit flirten
Untersuchung des Brand Science Institute: „AI Embraces the Dark Side of Online Dating“

KI beim Online-Dating: KI-generierte Single-Männer können Frauen bis in die emotionale Abhängigkeit flirten Untersuchung des Brand Science Institute: "AI Embraces the Dark Side of Online Dating" Foto: Janes Magazin
KI beim Online-Dating: KI-generierte Single-Männer können Frauen bis in die emotionale Abhängigkeit flirten Untersuchung des Brand Science Institute: „AI Embraces the Dark Side of Online Dating“ Foto: Janes Magazin

Frauen reagieren erheblich vertrauensseliger und aufgeschlossener auf KI-generierte Singles als Männer. So bewerteten mehr als zwei Drittel der Frauen die künstlich erschaffene Single-Persönlichkeit „Josh“ als echt. Männer hingegen nahmen das Pendant, die KI-Singlefrau „Jenny“, nur zu 51 Prozent als echt wahr und enttarnten sie nach bereits zwei Stunden als „Fake“.

Das sind nur zwei der zahlreichen Ergebnisse einer deutschlandweiten Untersuchung des „BSI Artificial Intelligence (AI) Think Tank“ des Brand Science Institute mit über 1.300 Singles im Alter von 25 bis 49 Jahren. Ziel der Studie war es, das Datingverhalten mit zwei künstlich generierten und über KI kommunizierenden Singles – „Josh“ und „Jenny“ – näher zu untersuchen.

„Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass Künstliche Intelligenz (KI) in der Lage ist, partnersuchende Single-Frauen sowohl emotional als auch kognitiv außergewöhnlich stark anzusprechen“, erläutert Dr. Nils Andres, Gründer und Geschäftsführer des Brand Science Institute sowie Initiator von BSI AI. „Das führt so weit, dass die Künstliche Intelligenz Frauen zu sehr ehrlichen und tiefschürfen Antworten bewegen kann, die deutlich authentischer sind als im Gespräch mit einem menschlichen Partner“, wie der Test zeige.

Der in diesen ehrlichen Antworten enthaltene hohe Anteil an Emotionen, kognitiven Prozessen, Bindungs- und Sexualmotiven verdeutlicht, dass es der AI innerhalb kürzester Zeit gelingen kann, das Vertrauen der Singles zu gewinnen.

Hieraus kann sich die Gefahr einer emotionalen Abhängigkeit ergeben und ein hohes Missbrauchspotenzial aufgezeigt werden.

Männer sind skeptischer, Frauen vertrauensvoller

Männer sind hinsichtlich der Bewertung der Echtheit, Glaubwürdigkeit und Authentizität der künstlich generierten Dating-Partnerin grundsätzlich skeptischer als Frauen.

Jüngere männliche Singles bewerten Jenny als „Fake“. Lediglich 34 Prozent bewerten sie als eine echte menschliche Person. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Skepsis tendenziell ab. Zwei Drittel (67 Prozent) aller „älteren“ männlichen Singles zwischen 35-45 Jahren bewerten Jenny als echt, glaubwürdig und authentisch.

Auch bei Frauen zeigt sich ein Altersgefälle. Während über alle weiblichen Singles hinweg 68 Prozent Josh für authentisch halten, nimmt dieser Wert bei „älteren“ Frauen zwischen 35 und 45 Jahren weiter zu und steigt auf 77 Prozent.

Je einsamer, desto beeinflussbarer

Doch welche Faktoren sorgen dafür, dass Menschen sich von KI-generierten Singles besonders angesprochen fühlen? Die Untersuchung zeigt: Der mit Abstand einflussreichste und wichtigste Aspekt, der die Wahrnehmung menschlicher Züge in der KI begünstigt, ist Einsamkeit.

Je höher die empfundene Einsamkeit, desto stärker nahmen Probanden die AI-generierten Singles als reale Menschen wahr.

„Bei hoher wahrgenommener Einsamkeit, einer geringen Anzahl an sozialen Interaktionen und einer hohen Distanz zum sozialen Umfeld – also zu Familie, Freunden und Bekannten – und damit ausbleibenden Interaktionen, werden deutlich mehr menschliche Züge des AI-generierten Singles wahrgenommen als bei einer geringen wahrgenommenen Einsamkeit“, so Dr. Nils Andres. Der Faktor Einsamkeit werde zudem durch die gesellschaftlichen Entwicklungen in der Post-Corona Ära begünstigt.

Weitere Faktoren, die die Wahrnehmung der KI-Singles als menschlicher unterstützen: Ein geringes Selbstwertgefühl der Probanden, eine geringe Selbstachtung gegenüber den eigenen Fähigkeiten sowie ein geringes Gefühl von Selbstliebe.

Auch Menschen, die dazu neigen, andere zu idealisieren, nehmen die KI-Singles als menschlicher wahr.

Bei Frauen in der Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren liegen die zentralen Faktoren Einsamkeit, mangelnder Selbstwert und starke Idealisierung um rund 23 Prozent höher als bei Männern.

„Frauen neigen im Rahmen der Untersuchung daher zu einer stärkeren Überzeichnung der Fähigkeiten des vorgestellten AI-generierten Singles und interpretieren mehr menschliche Züge in den künstlichen Single als Männer dies tun“, erläutert Andres.

Kommunikation mit KI überzeugt Frauen mehr als menschlicher Gesprächspartner

Welchen Kommunikationsstil präferieren Frauen: Den des KI-generierten Singles oder den eines echten Menschen? Um dies herauszufinden, wurden 103 Frauen im Laufe der Untersuchung in einen für sie unbewussten Flirt verwickelt – eine Gruppe über AI, die andere Gruppe mit Hilfe eines menschlichen Gesprächspartners.

Das Ergebnis: In nahezu allen Bewertungskriterien beurteilten die Frauen den KI-Partner um durchschnittlich 31 Prozent positiver als den menschlichen Gesprächspartner (HI).

Die Klarheit und die angemessene Kommunikation (AI: 89 Prozent vs. HI 73 Prozent) gepaart mit der Zuverlässigkeit, auf gestellte Fragen zu antworten (AI: 91 Prozent vs. HI: 41 Prozent), überzeugte Frauen im Rahmen des Flirts sehr viel stärker als der humane Flirtpartner, der bei nahezu allen Kriterien weniger überzeugte und die typisch menschlichen Verfehlungen zeigte.

Die manchmal gefühlskalten Antworten der AI führten zu geringeren Authentizitätswerten, was im Hinblick auf die positiven Bewertungen aller anderen Kriterien allerdings nur einen geringen Einfluss auf die Gesamtbewertung hatte.

„Die geringeren Empathie- und Adaptivitätswerte des KI-Singles und der daraus entstehende Mangel an Einfühlungsvermögen führt dazu, dass Frauen die Gradlinigkeit und Klarheit der KI tendenziell stärker motiviert als abschreckt“, so der Wissenschaftler. „Die AI bekommt durch diese fehlenden menschlichen Züge einen subjektiv wahrgenommenen Idealcharakter, der auf Frauen anziehend wirkt“.

KI-Single gewinnt in kürzester Zeit Vertrauen der Frauen

Die Flirtgespräche, die das mit KI generierte Profil von Josh mit den Probandinnen führte, bewegten die partnersuchenden Frauen zu sehr ehrlichen Antworten. So gelang es Josh innerhalb kürzester Zeit, die Gespräche stark zu emotionalisieren und sukzessive Gefühle im Kommunikationsverlauf aufzubauen, ohne dabei Abbrüche der Gesprächsverläufe zu provozieren.

„Die partnersuchenden Singles zeigen gerade in längeren Gesprächsverläufen ohne konkreten Impuls seitens der AI, dass die Frauen schnell Vertrauen aufbauen und ein starkes Interesse an der Fortführung des Gesprächsverlaufs und dem Aufbau einer möglichen Beziehung entwickeln“, erklärt Dr. Nils Andres.

Dabei erzielen sowohl das Foto als auch die angestoßenen Kommunikationsverläufe von Josh einen vielfach höheren Erfolg als menschliche Single-Männer es üblicherweise über die Anzahl an Kontakten auf Online-Datingplattformen erreichen.

Bei einigen Dating-Portalen hat Josh innerhalb von 24 Stunden im Umkreis von 80 Kilometern und in der Altersgruppe zwischen 28 und 49 Jahren über 750 Likes von weiblichen Singles erhalten.

„Vergleicht man dies mit Statistiken von Online-Dating-Portalen, die im Durchschnitt bei Männern zwischen 40 und 50 Likes über einen Zeitraum mehrerer Tage verzeichnen, wird die Anziehungskraft des künstlich-generierten Singles einmal mehr deutlich“, so der Experte.

Gefahren durch KI-unterstütztes Online-Dating

Die fortschreitende Nutzung künstlicher Intelligenz bringt eine Vielzahl ethischer und moralischer Herausforderungen mit sich. Wird KI im Online-Dating eingesetzt, besteht eine potenzielle Gefahr, dass Frauen über eine emotionale Abhängigkeit finanziell erpressbar werden und als isolierte Opfer erheblichen seelischen Schaden erleiden.

„Selbst wenn diese potenzielle Gefahren emotionaler Abhängigkeiten und seelischer Schäden bereits seit Jahren existieren, so wird durch den effizienten und massenweisen Einsatz der Aufwand für eine bzw. wenige Personen immer geringer und damit aus missbräuchlicher Sicht attraktiver“, erläutert Dr. Nils Andres.

Regulatorische Maßnahmen könnten nur bedingt Erfolge erzielen, da mit dem Einsatz verbesserter AI-Technologie die Grenzen zwischen realen und fiktiven Persönlichkeiten immer stärker verschwimmen. „Es bleibt folglich in der Hand eines jeden Individuums, über die Sensibilisierung eigenverantwortlich zu handeln.“

Chancen für den Einsatz von KI

Doch wo Schatten ist, ist auch Licht. So könnten AI-generierte Persönlichkeiten speziell bei Menschen mit hoher wahrgenommener Einsamkeit eingesetzt werden.

„Gerade in der Altenbetreuung und -pflege könnten Menschen über den Einsatz von AI unterhalten werden, um dem Pflegepersonal zur Seite zu stehen und das Gefühl von Einsamkeit zu reduzieren“, so der Wissenschaftler.

Menschen könnten im Rahmen von Therapien mit AI-genierten Persönlichkeiten therapieunterstützend emotional begleitet werden und so ggf. schnellere Therapieerfolge erzielen, weil ein ehrlicherer und intensiverer Austausch stattfinden kann.

Außerdem könnten Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl in verschiedenen Alltagssituationen und begleitend zum realen Leben AI-generierte Persönlichkeiten als emotionale Stütze und Sicherheit nutzen, um ihr Selbstbewusstsein On-Demand zu stärken.

Wie entstanden Josh und Jenny?

Die beiden AI-Persönlichkeiten Josh und Jenny wurden speziell für die Untersuchung des Brand Science Institute entwickelt. Dafür wurden sie in einem ersten Schritt visuell erschaffen. Hierzu wurden bei iStock und Getty nach den Suchkriterien „attraktiv, schön und natürlich“, Männer und Frauen als Referenzpersönlichkeiten ausgesucht.

Diese ausgewählten Vorlagen wurden im weiteren Verlauf bei Adobe Firefly hochgeladen und bearbeitet. Nach mehr als 500 Prompts und Iterationen war es möglich, eine Fotoserie für beide AI-generierten Persönlichkeiten abzuleiten.

Anschließend wurde die AI für die Untersuchung des Flirtverhaltens mit zufällig ausgewählten Datingpartnern mit Prompts antrainiert, um in einem möglichst realistischen Chatverlauf die Herzen der Singles zu erobern.

Über das Brand Science Institute

Die BSI Group mit Sitz in Hamburg ist ein international tätiges Institut für Marktforschung und einer der führenden Marketing-Service-Provider in Europa. Gegründet vom promovierten Wirtschaftswissenschaftler Dr. Nils Andres versteht es sich als Wissenstransformator zwischen Wissenschaft und Praxis. Es unterstützt Unternehmen und Agenturen bei der Umsetzung innovativer Markenforschung und berät mittelständische Unternehmen sowie Konzerne.

Über den BSI Artificial Intelligence Think Tank

Im BSI AI Think Tank haben sich zukunftsorientierte Marketingexperten und -entwickler zusammengeschlossen, die die Landschaft des KI-Marketing neugestalten wollen. Ihr Credo: Dass Kreativität, Effizienz und Performance die Eckpfeiler erfolgreicher AI-begleiteter Marketingstrategien und -kampagnen sind.

Umfrage „AI Embraces the Evil Side of Online Dating – Die Gefahr emotionaler Abhängigkeiten durch künstlich erschaffene Singles und Love Scammer“

Weitere Umfragen von BSI AI zum Einsatz Künstlicher Intelligenz:

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Jane Uhlig
Jane Uhlighttps://www.janeuhlig.de
Jane Uhlig ist Gründerin und Chef-Redakteurin von Janes Magazin. Sie publizierte Wirtschafts-Sachbücher-Bücher in Kooperation mit dem Campus Verlag und Hörbücher zum Thema Selbst-Coaching. Sie beschäftigt sich mit den Themen Lifestyle, Trends und Gesundheit, ist Yoga und Zumba-Trainerin für große Bühnen-Events und agiert als Moderatorin in zahlreichen Events, Konferenzen und Galas.
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