– 49 Prozent der Industrieunternehmen einer WSM-Umfrage beantragen keine Strompreisbremse
– Angst vor Nachzahlungen und Bรผrokratie
– Preisgrenzen fรผr viele zu hoch – Bremsen greifen nicht
Dรผsseldorf/Hagen, 05. Mai. 2023. Spรผrt die Industrie den „Doppel-Wumms“ der Energiepreisbremsen? Ein Kracher ist er laut einer Umfrage des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) jedenfalls nicht: 49 Prozent der Teilnehmer haben die Bremse gar nicht beantragt, weitere 10 Prozent nur teilweise. Aus Unsicherheit, Angst vor Nachzahlungen, wegen bรผrokratischer Hรผrden. Und auch, weil die eigenen Bezugstarife unter den Preisgrenzen der Bremse liegen und sie wirkungslos machen. Der WSM fordert daher: „Die Politik muss das kurzfristige Notfallinstrument „Energiepreisbremse“ in ein langfristiges Werkzeug รผberfรผhren. Wir brauchen ein Instrument, das der mittelstรคndischen Industrie dauerhaft und verlรคsslich Zugang zur regenerativen Energieversorgung sichert – zu wettbewerbsfรคhigen Preisen.“
Nicht planbar: Unternehmen sollen „Geld beiseitelegen
An der Verlรคsslichkeit hapert es noch: „Leider kรถnnen wir an dieser Umfrage nicht teilnehmen, da wir seit Januar keine Abrechnungen mehr von unserem Versorger bekommen haben“, scheibt ein Mitgliedsunternehmen. Sein Versorger sei mit der Umsetzung der Energiepreisbremse vollkommen รผberfordert. „Wir sollen einfach Geld beiseitelegen“, so der Unternehmer. „Wie soll er so planen?“, fragt Holger Ade, Leiter Wirtschafts- und Energiepolitik beim WSM.
Nicht erfรผllbar: EBITDA-Kriterien stoppen Bremsen
Auch die EBITDA-Kriterien und die Angst vor Nachforderungen lassen die Strompreisbremse vor Unternehmenstรผren stoppen. 13,3 Prozent der Befragten kรถnnen nicht einschรคtzen, ob sie die Voraussetzungen schaffen, 12,2 Prozent erfรผllen sie nicht. 21,1 Prozent halten die bรผrokratischen Hรผrden fรผr hรถher als den Nutzen. Der Aufwand stรถrt alle, auch Antragsteller – insgesamt 66 Prozent vergaben hier die Noten fรผnf und vier. „Das ist das Gegenteil von dem, was die Bundesregierung versprochen hatte: Ein einfaches, schnell wirksames Instrument“, kritisiert Ade.
Nicht ausreichend: Preisbremse nicht wirksam genug
Auch der Wirkungsgrad ist begrenzt. 37 Prozent geben dafรผr eine Fรผnf, weitere 22 eine Vier. รhnlich sieht es bei der Entlastungshรถhe aus: Nur 17 Prozent halten sie fรผr gut, 2 Prozent fรผr sehr gut. „Immerhin mutet man den Verbrauchern eine Verdoppelung ihrer Energiekosten im Vergleich zum Jahr 2021 zu“, so Holger Ade. „Und die Begrenzung gilt nur fรผr 70 Prozent des Energiebedarfs.“
Nicht mehr tragbar: Stromkosten in Deutschland
Die Preisgrenze, bei der die Bremse auslรถst, ist ein weiteres Problem. Bei jedem dritten Befragten greift sie gar nicht, da seine im europรคischen Vergleich hohen Bezugspreise dennoch unter der Grenze liegen. „Mittelstรคndische Industrien brauchen – in ihrer ganzen Breite und Vielfalt –
zukunftstaugliche und wettbewerbsfรคhige Tarife“, betont Holger Ade. „Der WSM steht der Politik jederzeit fรผr den Austausch รผber wirksame und umsetzbare Instrumente und Modelle zur Verfรผgung. Nur so kann die Politik verhindern, dass immer mehr Unternehmen mit steigendem Verlangen auf die verlockend niedrigen Strompreise auรerhalb Deutschlandlands schauen“, unterstreicht Hauptgeschรคftsfรผhrer Christian Vietmeyer. Auch das gรคbe einen „Wumms“ … allerdings einen, der den Wohlstand am Standort Deutschland massiv schwรคchen wรผrde. Text 3.172 Z. inkl. Leerz.
Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland, das sind: rund 5.000 vorwiegend familiengefรผhrte Betriebe, die mit รผber 500.000 Beschรคftigten รผber 80 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Die Unternehmen beschรคftigen im Durchschnitt 100 Mitarbeiter und sind mit Abstand die wichtigsten Kunden der Stahlerzeuger.
Die Branche zeichnet sich durch hohe Spezialisierung und Wettbewerbsintensitรคt aus. Die Unternehmen fertigen fรผr die internationalen Mรคrkte der Automobil-, Elektro- und Bauindustrie, den Maschinenbau und den Handel.
Der WSM ist Dachverband fรผr 14 Fachverbรคnde. Zusammen bรผndeln sie die Interessen einer der grรถรten mittelstรคndischen Branchen in Deutschland und sind Sprachrohr fรผr deren wirtschaftspolitische Vertretung auf Lรคnder-, Bundes- und europรคischer Ebene. Sie suchen den Ausgleich mit marktmรคchtigen Abnehmern und Lieferanten aus Industrie und Handel. Und sie fordern bessere Rahmenbedingungen fรผr Wachstum, Dynamik und Wettbewerb – ob bei Steuern, Abgaben, Recht, Forschung, Umwelt, Energie oder Technik.
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