Die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick (44) hat wegen der Energiekrise «große Sorgen» um die Schwimmausbildung von Kindern. «Viele Bäder bleiben geschlossen oder werden geschlossen. Nicht nur, dass die Organisation, die Kinder ins Wasser zu bringen, schon schwierig ist, jetzt verschwinden auch noch die Wasserflächen», sagte van Almsick in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
«Wenn mal etwas runtergefahren oder geschlossen ist, dauert es meistens lange, es wieder in Gang zu bringen. Hier ist jetzt Weitsicht wichtig», betonte die 44-Jährige.
«Im Moment ist es wichtiger, dass die Industrie gesichert wird und die Heizungen zuhause funktionieren», räumte die mehrfache Welt- und Europameisterin ein. In dem Kontext spiele zwar das Schwimmbad eine untergeordnete Rolle, trotzdem sollte man es auf der Agenda haben. Schwimmen sei in vielen Lebenslagen wichtig. «Wer nicht schwimmen kann, ertrinkt.» Schwimmen halte fit und könne auch bei Schmerzen helfen. Es sei absurd: «Vor Monaten waren die Bäder zu wegen der Pandemie, jetzt kann der Energieaufwand nicht mehr betrieben werden.»
Wasser nicht kälter als 26 Grad
Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) macht sich Sorgen wegen der Energiekrise – mit Blick auf die Senkung der Wassertemperaturen in Schwimmbädern. Aus wirtschaftlicher Sicht sei dies zwar nachzuvollziehen, für Schwimmkurse aber solle die Temperatur nicht unter 26 Grad sinken, teilte die DLRG kürzlich mit.
Es könne sein, dass Kinder frieren und deshalb länger brauchen, schwimmen zu lernen. Sollte die Temperatur unter 26 Grad gesenkt werden, seien andere Ausbildungskonzepte nötig – mit weniger Zeit im Wasser. Dann werde es aber noch länger dauern, bis Kinder schwimmen lernten.
Der Anteil der Nichtschwimmer ist hoch. So galten schon vor der Corona-Pandemie mit ihrem Bäder-Lockdown laut DLRG nur rund 40 Prozent der Zehnjährigen als sichere Schwimmer. Zu erkennen sei dies an der Zahl der abgenommenen Schwimmabzeichen: 2020 haben die Ausbilder am Beckenrand knapp 75 Prozent weniger Prüfungen als ein Jahr zuvor abgenommen – nach 92.913 sank die Zahl demnach auf 23.458. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl immerhin wieder auf 38 112.
Der Deutsche Olympische Sportbund hatte die rund 90.000 Sportvereine in Deutschland aufgerufen, in den kommenden Monaten mindestens 20 Prozent Energie einzusparen. So solle verhindert werden, dass Schwimmbäder und Sportstätten geschlossen werden. Städte wie Hannover, München, Aachen und Cuxhaven setzen auf kälteres Wasser.