Freitag, 15 November 2024
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Kennste? Kennste – Mario Barth wird 50

Es hätte auch alles anders laufen können für Mario Barth. Statt als Deutschlands erfolgreichster Comedian vor Zigtausenden Menschen auf der Bühne zu stehen, könnte er heute auch Telefonanlagen montieren. Darin sei er immerhin mal «supergut» gewesen. Warum er letztlich einen anderen Weg einschlug, dazu später mehr. Diesen Dienstag (1. November) wird er 50. Was treibt ihn um?

Ein Video-Interview mit Mario Barth. Er sitzt in einem Hotelzimmer im hessischen Wetzlar. Am Abend zuvor hat er vor 3700 Fans die erste Show seiner neuen Tour gespielt. Seine Stimme klingt etwas heiser.

Auf Tour

Wie es denn gewesen sei? «Wirklich hervorragend», sagt Barth. Die Show war ausverkauft, genauso wie die nächste. Und das, obwohl man überhaupt nicht gewusst habe, wie das jetzt alles funktionieren würde mit Corona. Auch Barths PR-Manager hatte zuvor betont, wie extrem gut der Ticketverkauf laufe in Zeiten, in denen Veranstalter beklagten, keine Karten loszuwerden. Für seine Tour seien bereits 100.000 Karten verkauft, sagt Barth. «Für ein Programm, das die Leute nicht kennen.»

Das stimmt nicht ganz. Bei Mario Barth weiß man ziemlich genau, was man kriegt. In den sechs Live-Programmen zuvor drehte sich fast alles ums angeblich nicht enden wollende Unverständnis zwischen Mann und Frau. Dafür langt Barth («Du hast recht, ich hab meine Ruhe») tief in die Klischeekiste: Frauen können nicht parken, sind ständig beleidigt und gehen gern shoppen. Männer sitzen am liebsten auf der Couch, interessieren sich für Autos und werden von den Frauen terrorisiert.

Barth erzählt das alles aus der Ich-Perspektive, gibt den Obermacho, den einfach gestrickten Kerl, der einfach nur Anekdoten aus dem Alltag mit seiner Freundin erzählt. Dass das der Allgemeinzustand in deutschen Mann-Frau-Beziehungen ist, daran lässt er auf der Bühne keinen Zweifel: «Kennste? Kennste.»

Kritik an seinem Humor

Die Erfolge, die sich Barth damit erarbeitet hat, sind beeindruckend. Seit 2008 steht er im Guinnessbuch der Rekorde als Live-Comedian mit den meisten Zuschauern. 70.000 Menschen waren damals ins Berliner Olympiastadion geströmt. 2014 erreichte er dort mit mehr als 116.000 Zuschauern einen neuen Rekord: das größte Publikum für einen Komiker in 24 Stunden. Fast neun Millionen Menschen haben seine Bühnen-Shows live gesehen. Elf Mal gewann er den Deutschen Comedypreis.

Für seine Kritiker dagegen ist Barth ein rotes Tuch. Einige haben im Laufe seiner Karriere vernichtende Urteile über ihn geschrieben. Sein Humor habe Stammtischniveau, ohne Witz, ohne Pointen, ordinär.

Dieter Nuhr habe ihm einmal gesagt: Suche dir nicht dein Publikum, dein Publikum wird dich finden, sagt Barth. So ist es bei ihm geschehen. «Wenn du zu AC/DC gehst und erwartest eine Harfe, dann ist nichts an AC/DC falsch. Dann bist du am falschen Ort.» Er habe kein Problem damit, dass es Menschen gibt, die ihn nicht lustig finden. «Dat ist doch das Schöne an unserem Land, du kannst dir doch aussuchen, wo du hingehst.» Es stimme aber nicht, dass er nicht lustig sei. Wenn ihm einer «frauenfeindliche Witze» attestiere, könne er das auch nicht akzeptieren. «Ich habe mehr weibliche Fans als männliche. Wer mir frauenfeindliche Witze vorwirft, unterstellt den Frauen, dass sie zu blöde sind, Frauenfeindlichkeit zu erkennen.»

Authentizität als Erfolgsgarant

Auf die Frage, wie er sich den Erfolg erklärt, antwortet Barth, dass er so erfolgreich ja gar nicht sei. Er habe gerade mal neun Millionen Karten verkauft. Bedenke man, dass in Deutschland 84 Millionen Menschen lebten, habe er noch was zu tun. «Überlegen Sie mal, wie viele gar nicht da waren.» Dann hat er aber doch eine Erklärung: «Authentizität», sagt er. «Wat die Leute einfach mögen is, dat ich auf der Bühne stehe und det sage, wat ich denke.» So wie hier berlinert Barth auch bei seinen Auftritten, Lokalkolorit ist wichtiger Bestandteil seines Programms.

Auf seine Herkunft ist der Komiker stolz, das betont er immer wieder. Geboren wurde er 1972 in Berlin, mit fünf Geschwistern wuchs er in «einfachen Verhältnissen» in Kreuzberg und Neukölln auf. Er besuchte eine katholische Privatschule und machte bei Siemens eine Lehre zum Kommunikationselektroniker, arbeitete in der Telefontechnik. «Telefon war mein Metier, da hab ich aufgelebt», sagt er. Weil ein «Idiot» von neuem Chef ihn aber in die Ampeltechnik gesteckt hat, habe er gekündigt. Ampel habe ihn einfach nicht interessiert.

Was ihm aber schon immer gelegen habe: Menschen zu unterhalten. In der Schule habe er gestört, weil die Leute dann lachten. Da habe er gemerkt: «Du bist plötzlich jemand. Du bist wer.» Als Teenager sah er im TV den jungen Michael Mittermeier. Der war «schnell», der war «flippig», das habe ihn beeindruckt. Er wusste: «Eigentlich ist das ja das, was ich will.» Irgendwann fing er an, Comedy-Workshops zu belegen. Er trat auf kleinen Bühnen auf, wo er seine Witze testete und zu Auftritten manchmal nur sechs Leute kamen.

Niemand kennt seine Freundin

Und dann gab es diesen Soundcheck auf einer Bühne in Hamburg. Dafür habe er eine andere Nummer gespielt als sonst: Er erzählte die wahre Geschichte seiner Freundin. Mit ihr soll er seit mehr als 20 Jahren zusammen sein, Fans haben sie aber noch nie gesehen, Barth hält sie konsequent der Öffentlichkeit fern. Die Freundin habe sich jedenfalls vor der Hinfahrt gesorgt, dass man keinen Parkplatz finde. Alle Anwesenden hätten sich über die Art, wie er erzählte, kaputtgelacht, sagt Barth. Da habe er gemerkt, wie gut alltagsnahe Comedy funktioniere. Dass die Leute sich darin wiedererkennen.

Nun also 50. Mario Barth sagt, dass sich auch bei ihm die Sichtweise auf das Leben mit dem Älterwerden verändere. Und der Wunsch, für etwas stehen zu wollen, größer werde. Er spricht darüber, sich im kommenden Jahr noch mehr für Kinder einsetzen zu wollen. Barth engagiert sich seit Jahren für das Berliner Kinderhilfsprojekt Arche.

Ach ja, ein Kochbuch plant Barth auch. Kochbücher schreibe zwar jeder, sagt er. Aber er koche total gern. In den sozialen Netzwerken hätten Fans gefragt: Was isst du denn? Er sei ja Fan von Königsberger Klopse und Eiern in Senfsoße. Auch ’ne Urrippe mit Trüffelpüree mache er gern. «Das Trüffelpüree kannste aber natürlich auch weglassen.»

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