Umsรคtze gehen deutlich zurรผck – Studie sieht Wohnraum-Bedarf fรผr junge Familien
Frankfurt, 21. September 2022 – Zinserhรถhungen, Inflation sowie Personalmangel und Lieferengpรคsse am Bau – gleich mehrere Faktoren bringen den Frankfurter Wohnungsmarkt aktuell in Bewegung. Nachdem die Nachfrage nach Hรคusern und Wohnungen trotz hoher Preise รผber Jahre hinweg stabil war, zeigt sich seit Mitte dieses Jahres erstmals ein Nachfrage-Rรผckgang. So ist der Gesamtumsatz der Immobilienverkรคufe im Juli 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,3 Prozent gesunken. Fรผr Ein- und Zweifamilienhรคuser, Doppelhaushรคlften und Reihenhรคuser wurden sogar minus 29 Prozent verzeichnet.
Das geht aus der aktuellen Wohnungsmarkt-Studie des Immobilien- und Beratungs-Unternehmens ImmoConcept hervor, das den Immobilienmarkt in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet seit fast 20 Jahren regelmรครig untersucht.
Laut Studie lagen die durchschnittlichen Kaufpreise fรผr Neubau-Wohnungen Mitte des Jahres in nunmehr sieben der 42 untersuchten Frankfurter Stadtteile bei รผber 10.000 Euro pro Quadratmeter. Mieten und Kaufpreise waren in fast allen Frankfurter Stadtteilen in den vergangenen 12 Monaten nochmals um durchschnittlich drei Prozent gestiegen.
Kluft zwischen Mieten und Einkommen wรคchst
Damit wird die Kluft zwischen Mieten und Kaufpreisen einerseits und der Brutto-Einkommen der Beschรคftigten andererseits immer grรถรer. Laut Studie sind die durchschnittlichen Mieten in Frankfurt in den vergangenen zehn Jahren um rund 36 Prozent gestiegen und damit fast doppelt so stark wie die Einkommen. Die Kaufpreise haben sich im gleichen Zeitraum mit einer Steigerung von 133 Prozent mehr als verdoppelt.
Wie ImmoConcept-Geschรคftsfรผhrer Bernd Lorenz betont, verfรผgen Beschรคftigte in Frankfurt mit rund 50.830 Euro zwar รผber ein vergleichsweise hohes durchschnittliches Jahres-Bruttoeinkommen. Mit Blick auf weiter steigende Zinsen sieht er aber die Finanzierbarkeit fรผr potenzielle Immobilien-Kรคufe in Gefahr. „Wie von uns vermutet, haben sich die Zins-Steigerungen mit einer Zeitverzรถgerung von rund sechs Monaten auf den Wohnungsmarkt ausgewirkt“, so Lorenz. „Dieser Trend wird sich fortsetzen und mรถglicherweise verstรคrken.“ Zudem sorge die anhaltende Inflation dafรผr, dass das reale Einkommen zurรผckgeht und Kรคufer wie Mieter langfristig neu disponieren mรผssten.
Erste Anzeichen fรผr Sรคttigung am Markt
Erste Sรคttigungs-Tendenzen seien auch im Mietangebot zu erkennen. Innerhalb der vergangenen 12 Monate sind sowohl die Nachfrage insbesondere bei besonders teuren Objekten als auch die Umschlags-Geschwindigkeit leicht zurรผckgegangen. „Ein Trend der sich vor allem mit Blick auf die Rรผckstellung der geplanten Wohnhochhรคuser und deren problematische Vermarktung beschleunigt“, wie Lorenz betont. Denn wo Wohnungen aufgrund der enorm gestiegenen Baukosten sehr teuer sind und „nicht selten exorbitante Nebenkosten“ nach sich ziehen, wรผrden in Einzelfรคllen „Investoren die Reiรleine ziehen und ihre Projekte auf Eis legen“, so Lorenz weiter.
Das verschรคrfe wiederum die Lage am Wohnungsmarkt, weil Frankfurts Einwohnerzahl trotz eines geringen zwischenzeitlichen Rรผckgangs weiter steige. Der bis zum Jahr 2030 zu erwartende Anstieg auf dann 840.000 Einwohner sowie die Ansprรผche an ein urbanes Lebensumfeld werden laut Studie Politik und Wohnungswirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellen.
Mehr Einwohner, aber weniger Single-Haushalte
Die Studie zeigt ferner, dass Frankfurt zwar einen weiterhin รผberdurchschnittlich hohen Anteil an Single-Haushalten hat (42,3 Prozent), die Zahl ist aber rรผcklรคufig. Die durchschnittliche Haushaltsgrรถรe stieg von 1,76 Personen im Jahr 2015 auf jetzt 1,9 Personen. Bernd Lorenz: „Die grรถรte Einwanderergruppe nach Frankfurt besteht aus jungen Menschen, die hier studieren oder arbeiten und in naher Zukunft Familien grรผnden und grรถรere Haushalte bilden.“ Der Bedarf an Wohnraum fรผr junge Familien werde daher weiter steigen.
Haushaltsgrรถรen mit mehr als zwei Personen sind aktuell vor allem in den Auรenbezirken wie Kalbach-Riedberg, Harheim und Nieder-Erlenbach zu finden, wo aktuell noch gรผnstigere Miet- und Kaufpreise vorliegen. Diese Ausweichbewegungen in das Frankfurter Umland werden sich nach Einschรคtzung von ImmoConcept weiter verstรคrken und ihrerseits am Stadtrand und im sub-urbanen Raum des Rhein-Main-Gebiets zu „deutlichen Mietsteigerungen bei Wohnungen sowie Verteuerungen von Wohneigentum und Einfamilienhรคusern“ fรผhren. Insgesamt reichen der Studie zufolge die durchschnittlichen Kaufpreise fรผr Immobilien in Frankfurt aktuell von rund 5.400 Euro pro Quadratmeter im Stadtteil Sindlingen bis zu fast 13.000 Euro im Westend-Sรผd. Einzelne Spitzenwerte im Westend liegen sogar bei รผber 30.000 Euro pro Quadratmeter.
Die Nachfrage nach Neubau-Wohnungen in solchen Preislagen geht nun zurรผck. „Viele Faktoren sprechen dafรผr, dass wir uns am Ende des Wachstumszyklus befinden und sich der Immobilienmarkt dreht“, erklรคrt Bernd Lorenz. Eine Entlastung des Wohnungsmarktes sei dadurch aber nicht in Sicht. „Wenn Neubauaktivitรคten de facto zum Erliegen kommen, kรถnnten sich Bestandsimmobilien weiter verteuern.“ Ob es aber tatsรคchlich zu einer langfristigen Neubewertung der Immobilienpreise komme, hรคnge unter anderem von kรผnftigen Entscheidungen der Bundespolitik und der Europรคischen Zentralbank (EZB) sowie von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab.
Die ImmoConcept GmbH wurde 1989 gegrรผndet und erhebt seit 2003 regelmรครig Daten fรผr den Frankfurter Immobilienmarkt. Das Unternehmen hat bis heute Immobilien im Wert von mehr als einer Milliarde Euro vermittelt. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Residential und Investment Transactions.
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