Ihr letzter Grand-Slam-Auftritt endete mit Tränen. Die einstige Weltranglistenneunte gab bei den US Open Ende August in ihrer Wahlheimat New York bei ihrem «letzten Tanz» nochmal alles – doch nach etwas mehr als zwei Stunden musste sie sich der Schweizer Olympiasiegerin Belinda Bencic geschlagen geben und schied in der Vorrunde aus.
Andrea Petkovic, die an diesem Freitag 35 wird, hatte im Frühjahr ihr endgültiges Karriereende bekanntgegeben, umso schwerer fiel ihr der Abschied von der großen Tennisbühne. «Ich liebe das Spiel noch immer und spüre weiter eine enorme Leidenschaft», sagte sie nach ihrem Match.
Erstes Grand-Slam-Turnier mit 16 Jahren
«Ich habe der Sportart alles gegeben, was ich geben konnte. Ich hatte dieses Jahr auch zum ersten Mal das Gefühl, dass meine Geschichte auserzählt war und dass die neue Generation übernimmt», blickte sie am Ende ihrer Profikarriere zurück.
Ihre Sportgeschichte begann bereits mit sechs Jahren, als sie auf Anregung ihres Vaters und Trainers mit dem Tennisspielen loslegte. Mit 16 Jahren nahm Andrea Petkovic bei den French Open 2007 an einem Grand-Slam-Turnier teil und schaffte dort ohne Satzverlust die Qualifikation für das Hauptfeld, wo sie in der zweiten Runde ausschied. Im selben Jahr rückte sie in der Weltrangliste in die Top 100 vor und wurde deutsche Meisterin.
Verletzungspech und Erfolgsjahre
Nach einem Kreuzbandriss im Jahr 2008 kämpfte sich Petkovic wieder zurück in die Bestenliste des Sports. 2009 gelang ihr der erste WTA-Turniersieg in Bad Gastein, 2010 stand sie erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier im Achtelfinale. Nach Erfolgen über Venus Williams und Maria Scharapowa erreichte sie bei den Australian Open 2011 auch erstmals ein Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers, im selben Jahr stieß sie als Weltranglistenneunte in die Weltspitze vor.
In den folgenden Jahren wurde Petkovics Karriere immer wieder von schweren Verletzungen überschattet, die zu langen Zwangspausen führten. 2014 gab sie eine von Erfolg geprägte Comebacksaison – sie gewann zwei WTA-Turniere und drang diesmal bei den French Open bis ins Halbfinale vor.
Erneut Top 10 und sportliche Talfahrt
Im Jahr 2015 kehrte Petkovic erneut in die Top Ten der Tennis-Weltrangliste zurück. Die nötige Konstanz blieb aber im Folgejahr aus, sodass sie am Ende der von Trainerwechseln und sportlichen Enttäuschungen geprägten Saison nur noch auf Rang 55 der Weltrangliste stand.
Viele Interessen neben dem Sport
In den jüngeren Saisons kam Petkovic oftmals nicht über die erste Runde bei den großen Turnieren hinaus. Immer wieder dachte sie an ein Karriereende und verlagerte ihre Interessen schon bald auf neue Betätigungsfelder. Seit Dezember 2019 steht Petkovic in unregelmäßigen Abständen als Moderatorin der «Sportstudio-Reportage» vor der Kamera. Auch als Autorin berichtet sie in Kolumnen und Essays unter anderem für den «Spiegel», die «Zeit» und «Süddeutsche Zeitung».
2020 gründete sie einen Buchclub auf Instagram, wo sie sich mit ihren Followern über Literatur austauschte. Im selben Jahr veröffentlichte sie auch ihr erstes Buch, den Erzählband «Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht», in dem sie von der Einsamkeit bei Turnieren, im Hotelzimmer und vom ständigen Unterwegssein schreibt.
Auch wenn nun also im Profi-Tennis ihre «Geschichte auserzählt» ist, so wird man sicherlich bald noch einige weitere Geschichten von ihr zu lesen oder zu sehen bekommen.