Mit «Verdammt, ich lieb’ Dich» ist er vor mehr als 30 Jahren zum Star geworden: Matthias Reim hat ein bewegtes Leben hinter sich. Nach dem Aufstieg folgte Anfang der 2000er Jahre mit der Privatinsolvenz der freie Fall. Der Kampf zurück war nicht leicht.
Heute kämpft er wieder – diesmal gegen den Burnout, der ihn zu einer Bühnenpause zwang. Ans Aufhören denkt Reim, der an diesem Samstag 65 Jahre alt wird, trotzdem nicht: «Ich liebe mein unstetes Musikerleben», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Mit Humor durch schwere Zeiten
Immer wieder Rückschläge erleben, immer wieder nach oben kommen, das ist auch die Bilanz, die der Schlagerstar für seine Karriere zieht. «Ich habe Tiefen erlebt – einige sogar», sagt er mit Blick auf die Schulden in Millionenhöhe, die Fehlinvestitionen ihm gebracht hatten. «Der singende Pleitegeier aus Mallorca», titelten die Zeitungen damals.
Mit Humor hatte er versucht, sich durch die ernste Lage zu manövrieren, und sich selbst in einem Werbevideo für eine Autovermietung aufs Korn genommen mit dem Lied «Verdammt, ich hab nix». Und wie blickt er heute auf die Pleite zurück? «Mit Kopfschütteln – ich war einfach zu gutgläubig», sagt er.
2010 ist Reim wieder schuldenfrei und veröffentlicht ein neues Album: «Sieben Leben» erreicht Platin und gibt dem Schlagerstar neuen Auftrieb. Zu seinen erfolgreichsten Hits gehören etwa «Du bist mein Glück», «Ich hab‘ geträumt von dir» und «Ich bin nicht verliebt».
Und trotzdem habe es das Leben gut mit ihm gemeint, findet Reim, der in diesem Jahr zum siebten Mal Vater geworden ist. «Das hat aus mir den Menschen gemacht, der ich heute geworden bin», sagt der Sänger. In seinem Musikstudio am Bodensee werkelt der gebürtige Nordhesse nach wie vor an Hits. Seine vierte Ehefrau Christin Stark, sein Sohn Julian und die Tochter Marie, die aus einer Beziehung mit Schlagersängerin Michelle stammt, machen ebenfalls Musik.
Die Familie sei froh, dass es gesundheitlich wieder bergauf gehe, sagt Reim, der seine Tour nach zweimonatiger Pause nun wieder fortsetzt. «Dass ich jetzt wieder viel unterwegs bin – das kennen sie ja schon ein Leben lang. Wir sind ja eine Musikerfamilie», so Reim.
Er achtet auf Ruhepausen
Seinen Burnout, den er als totalen Zusammenbruch bezeichnet, nehme er ernst. Er sei ein Warnsignal gewesen. «Der schlimmste Augenblick für mich war, als ich bei meinem letzten Konzert spürte, wie meine Stimme langsam versagte.» Er habe geglaubt, das sei das Ende seiner Karriere. «Aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich lag dann zuhause im Bett, zitterte am ganzen Körper.» Es sei schrecklich gewesen.
Er habe sich die Monate zuvor übernommen und immer geglaubt, er sei unverwundbar. Nun achte er mehr auf Ruhepause. «Zwischendurch gibt es immer wieder arbeitsfreie Wochen, in denen ich mich dann wirklich erholen und meine große Familie genießen kann.»
Seinen Geburtstag will er auch ruhig angehen lassen. Doch vom Ruhestand sei er noch weit entfernt. «Im Augenblick könnte ich es mir überhaupt nicht vorstellen, irgendwo in einem Schaukelstuhl zu sitzen und den Ruhestand zu genießen.» Aber wer weiß: «Vielleicht wenn ich wirklich alt geworden bin, werde ich anders darüber denken. Aber nee – ich glaube nicht.»