Die Musik hat nach Ansicht der Stargeigerin Anne-Sophie Mutter auch politisches Potenzial. «Politiker sollten miteinander musizieren, dann stünden wir in einem ganz anderen Dialog miteinander», sagte die 58-Jährige der «Rheinischen Post».
Beim Musizieren sei man auf Augenhöhe, merke, «welche Gefühle der andere hat – und man akzeptiert leichter seine Meinungen und seine Rechte.»
Zwar sei Musik «in keiner Weise dazu angetan, uns zu besseren Menschen zu machen», sagte Mutter, die in München lebt. «Aber sie ist eine Basis des gemeinsamen Erlebens und des kulturellen Austausches, der jenseits der Sprache auf einer ganz anderen Ebene funktioniert und ganz früh im Leben stattfindet – und stattfinden sollte.»
Probleme damit, Musik von russischen Komponisten zu spielen, habe sie angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine überhaupt nicht. Was die russischen Künstler dieser Tage betreffe, über die viel geredet werde, sagte Mutter: «Würden wir wirklich unsere Stimme erheben, wenn wir wüssten, dass wir dafür 15 Jahre hinter Gitter müssten? Dass man selbst ein Held sei, lässt sich aus dem bequemen Sessel immer sagen.»