In Würde gealtert, könnte man wohl sagen. Die lebende Fernsehlegende David Letterman hat sich einen ziemlich langen Bart zugelegt, mit dem man gut vor Berliner Clubs anstehen könnte.
Als amerikanischer Talkshow-König hat er seine täglichen Shows schon vor Jahren beendet. Doch vorbei ist die Karriere für den Mann, der am Dienstag (12. April) 75 wird, noch immer nicht.
Erreicht hat er ohnehin schon längst alles: Nach kleineren Jobs bei Radio, Fernsehen und als Comedian war er mehr als 30 Jahre lang Moderator einer Late-Night-Show bei NBC, seit 1993 der «Late Show With David Letterman» bei CBS. Erst vor wenigen Wochen war er zum Jubiläum in seiner alten NBC-Sendung zu Gast, die nun von Seth Meyers moderiert wird.
«Wir haben versucht, es so ungewöhnlich wie möglich zu machen», erinnerte er sich da an die Anfänge seiner Show. Und weiter: «Sie sagten: „Okay, wir geben dir sechs Wochen.“ Also gaben sie uns sechs Wochen, und am Ende der sechs Wochen sagten sie: „Okay, komm zurück und mache noch sechs Wochen.“» Aus den Wochen wurden Monate, aus den Monate Jahre und schließlich Jahrzehnte. Und Letterman hatte sie alle zu Gast – von Stars zu Präsidenten.
Er erfand Dutzende heute allgegenwärtige Show-Rubriken, gewann zahlreiche Auszeichnungen und prägte den späten Fernsehabend in den USA wie kein anderer. Auch die Oscars und die Emmys moderierte Letterman und galt immer als einer der originellsten und kreativsten Köpfe der Branche. Sein Abschied war auch ein Generationenwechsel, für den Letterman die beste Grundlage schaffte.
In den vergangenen Jahren drehte sich der Alltag des 1947 im US-Bundesstaat Indiana geborenen Talkers vor allem um seine zweite Frau und den gemeinsamen Sohn Harry. «Ich bin jetzt alt und liebe Kinder. Früher haben sie mir Angst gemacht», sagte er dem «Hollywood Reporter» vor einigen Jahren. «Ich wollte sie nicht, weil ich dachte, dass ich mich auf diese lächerliche Karriere konzentrieren muss, und da würden sie stören. Und jetzt sehe ich, dass das ein großer Fehler war.»
Doch mit der Karriere machte er auch im eigentlichen Ruhestand weiter: Seit einigen Jahren macht Letterman Streaming – in seiner Show «My Next Guest Needs No Introduction» entlockte er Kanye West ein Gespräch über dessen psychische Probleme, scherzte mit Jay-Z und legte sich sogar mit Barack Obama an. Der Ex-Präsident begann einen Satz mit «Du bist ein bisschen älter als ich» und bekam von Letterman ein entrüstetes «Du und ich sind gleich alt!» zurück geschmettert. Und aus Sicht seiner Fans dürfte er Recht haben – Letterman bleibt auch mit 75 zeitlos.