Freitag, 15 November 2024
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Gabi Bauer wird 60: Erfolg kam in kleinen Schritten

Sie gehört zu den bekanntesten Fernsehgesichtern Deutschlands. Sie war die mehrfach preisgekrönte «Mrs. Tagesthemen». Sie moderierte bis 2019 in natürlich lockerer Art 13 Jahre lang das ARD-«Nachtmagazin».

Dabei war sie immer auch geschätzt und gefürchtet wegen ihrer bohrenden Fragen an Politiker wie etwa den umstrittenen Jürgen Möllemann. Doch als die 1962 in Celle (Niedersachsen) geborene Gabriele Bauer sich in den 1980er Jahren bei der angesehenen Hamburger Henri-Nannen-Schule um eine journalistische Ausbildung beworben hatte, bestand sie den Test nicht. Für Bauer, die am Donnerstag (21. Juli) 60 Jahre alt wird, kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Sondern selbstkritisch zu reflektieren.

Neugierde als Motor

«Die haben natürlich völlig recht gehabt, weil ich journalistisch komplett ahnungslos war», sagt die Hanns-Joachim-Friedrichs-Preisträgerin (2000) und Kult-Moderatorin der Deutschen Presse-Agentur in ihrem Büro beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg. Aufgeschlossen und lebendig erinnert sie sich: «Die Wissenstests habe ich gut bestanden. Aber dann sollte ich losziehen, eine Reportage schreiben und die innerhalb von vier Stunden abgeben. Und ich konnte keine Reportage schreiben. Weil ich es nie gelernt hatte.» Darüber habe sie – klar – erst einmal hinwegkommen müssen. «Doch dann habe ich gedacht, nee – ich werd‘ das können», sagt Bauer. «Geprägt von Neugierde, fand ich den Beruf super spannend und wusste, ich werde ihn lernen.» Auf einem anderen Weg. Heute unterrichtet sie an der Hochschule Hannover selbst den Journalistennachwuchs.

Ihre Erklärung für so viel Zielstrebigkeit: «Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe – was ja nicht jeden Tag passiert, aber es passiert schon mal – dann halte ich auch daran fest», meint die auch vielfältig sportlich aktive TV-Dame, Ehefrau und Mutter von Zwillingssöhnen. «Wenn ich wirklich weiß, was ich will, dann bin ich zäh.»

Kindheit zwischen Rhabarber und Fliederbüschen

Dabei hatte die von Natur aus blond gelockte Norddeutsche, ein Einzelkind, nach ihrer «grasgrünen Kindheit zwischen Rhabarber und Fliederbüschen, mit einer berufstätigen Mutter» lange gar keine konkreten Berufspläne. Studierte aus reinem Fachinteresse Anglistik, Romanistik, Philosophie und Pädagogik – in Hamburg, Hannover, Grenoble (Frankreich) und Kalamazoo (USA). In Grenoble, wo sie Handball in einer Bundesliga-parallelen Mannschaft spielte und die Anfrage einer Verbandszeitschrift erhielt, über den Sport zu schreiben, fiel somit dann ihre Entscheidung für den Journalismus.

«Ich habe mich in kleinen Schritten gekümmert», sagt Bauer über ihre Anfangszeit – ab 1988 freie Mitarbeit bei Radio ffn in Hannover, dann Redakteurin und stellvertretende Nachrichtenchefin. «Dabei habe ich das politische Geschäft gut kennengelernt. War aber nicht nur auf politischen Journalismus beschränkt», erinnert sie sich. Es folgte 1992 der NDR – Radio und Fernsehen. Über ihre Reportertätigkeit für den ARD-Verbund wurde Bauer in Hamburg die erste journalistische Moderatorin bei der gerade neu entwickelten «Tagesschau um Fünf». Ab 1997 stieg sie dann bei der vertiefende Informationen zu aktuellen Themen liefernden Spätsendung zur «Mrs. Tagesthemen» auf.

Talken mit Bryan Adams

Für die Medienfrau war es ein «Schwarzbrot-Job», bei dem «ein Interview mit Steven Spielberg, live aus Moskau über die erste Putin-Wahl berichten und Smalltalk mit Bryan Adams am Zigarettenautomaten» besondere Highlights bildeten. «Damals gab es nicht so viele Frauen in solchen Positionen. Ich habe mich aber nie als Vorzeigefrau gefühlt», distanziert sich Bauer noch heute vom damaligen Hype um ihre Person.

Im Jahr 2001 entschied sie sich für den Ausstieg – und wurde erst einmal Deutschlands bekannteste Zwillingsmutter. Teilte sich die Familienarbeit mit ihrem Mann, dem politischen Print-Journalisten Ulrich Exner («Welt»). Nach wenigen Monaten kehrte die Moderatorin, die sich seit 2012 auch für die Stiftung «Eine Chance für Kinder» (Hannover) einsetzt, zurück in ihren Beruf.

Dass ihr Ehemann zugleich Kollege ist, empfinde sie als positiv, erklärt Bauer. «Ein Teil unserer Gespräche dreht sich darum, das ist für uns beide befruchtend. Oft bringt er Hintergrund-Infos von seinen Recherchen mit, und ich erzähle ihm, was ich am Tag so in Erfahrung gebracht habe», erzählt sie. Und betont lachend: «Aber das ist natürlich nicht der Kern unserer Beziehung.»

Nach zwei ARD-Talkshows, die insgesamt weniger Anklang fanden («Gabi Bauer» und «Paroli!»), geriet für die Moderatorin ab 2006 das «Nachtmagazin» zur langen Erfolgsgeschichte. Doch als das Magazin nach 13 Jahren inhaltlich reformiert werden sollte, wollte sie lieber einen Perspektivwechsel.

Leben mit weniger Öffentlichkeit

Seither arbeitet Bauer hinter den Kulissen. Entwickelt im NDR-Programmbereich «Gesellschaft» mit einem «total tollen» Team Stoffe für Filme, begleitet Autoren und Crew über Monate bis zur Fertigstellung. Beiträge über ein von Corona heimgesuchtes Pflegeheim in Wolfsburg (2020) oder auch das Dorschkrise in der Ostsee (Juni 2022) hat sie dabei verantwortet. Für die NDR-Reihe «45 Min», die Reportage-Reihe «Die Story im Ersten» und für die Mediathek.

«Ich vermisse die Arbeit vor der Kamera gar nicht. Das ist vielleicht auch normal, wenn man mehr als 20 Jahre ständig moderiert hat. Ein wunderbarer Job. Aber jetzt genieße ich es, zu meinen Wurzeln zurückgekehrt zu sein – und weniger Öffentlichkeit zu haben», so Bauer. Was gefällt ihr am aktuellen Job am besten? «An der Filmarbeit liebe ich besonders die kreative Seite. Dieses Basteln mit Bildern und Texten, dieses Gucken, wie können wir dieses und jenes schön und wirkungsvoll zusammenbinden», schwärmt die so zielstrebige wie leidenschaftliche Fernsehfrau. Und verrät, dass sie sich zum 60. Geburtstag ein Rennrad wünscht.

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