«Dolce Paola», süße Paola – so wurde die italienische Prinzessin genannt, die das Herz des belgischen Prinzen Albert eroberte und wider Willen zur Königin gekrönt wurde. Sie ist schon immer gegen den Strom geschwommen, Partys und Skandale prägten teils ihre Ehe.
Von 1993 bis 2013 regierte sie an der Seite von König Albert II. das Land und wurde zur Landesmutter der Belgier. Den Königinnentitel behielt sie auch nach der Thronbesteigung ihres Sohnes Philippe. An diesem Sonntag (11. September) wird Königin Paola 85 Jahre alt.
Paola Ruffo di Calabria wird 1937 als jüngste Tochter einer süditalienischen Adelsfamilie in Forte dei Marmi in der Toskana geboren. Ihre Jugend verbringt sie in Rom, wo sie die Schule abschließt. Dort lernt sie bei der Amtseinführung von Papst Johannes XXIII. auch ihren zukünftigen Ehemann kennen, den damaligen Prinzen Albert von Belgien.
Königin will sie nicht werden
Er verliebt sich in die schöne italienische Prinzessin und umwirbt sie mit Spritztouren im Auto. «Ich habe um ihre Hand angehalten, sie hat gesagt, dass sie zunächst nachdenken muss», erinnerte sich König Albert II. in einem Dokumentarfilm, der im Februar vom Sender RTBF ausgestrahlt wurde. «Dann hat sie gesagt, dass sie mich heiraten, aber nicht Königin werden will.»
Die Hochzeit findet Ende 1958 in Brüssel statt, Bilder des Paares zieren die nationale und internationale Presse. Dass Albert und Paola einmal auf dem Thron sitzen werden, gilt damals als unwahrscheinlich, da Alberts älterer Bruder Baudouin bereits die Krone Belgiens geerbt hatte.
Das älteste Kind, der zukünftige König Philippe, wird 1960 geboren, zwei weitere Kinder, Astrid und Laurent, folgen. In der Ehe beginnt es jedoch zu kriseln. «Ich musste mein Leben neu denken», sagt Paola laut dem RTBF. «Ich wollte Krankenschwester werden, doch meine Kinder waren zu klein.»
Eine Affäre von Albert mit der Gräfin Sybille de Sélys Longchamps führt zum Skandal. Später wird bekannt, dass durch die Beziehung eine uneheliche Tochter, Delphine Boël, geboren wurde. Doch die Vaterschaft erkennt Albert erst 2020 an, nachdem das oberste belgische Gericht einen Vaterschaftstest angeordnet hat.
Ruf als Party-Prinzessin
Paola wird in dieser Zeit oft beim Feiern gesehen. Die Klatschpresse druckt Fotos von ihr an der Seite von Stars wie Sean Connery und stempelt sie als Party-Prinzessin ab. 1964 überreicht ihr der italo-belgische Chansonnier Adamo in einem Brüsseler Stadion vor 80.000 Zuschauern eine rote Rose und stimmt sein Liebeslied «Dolce Paola» an. Ob er dieses Lied für die Prinzessin, mit der man ihn öfters sieht, geschrieben hat, ist bis heute ungeklärt. Im Nachhinein sagt Paola zu der Phase über sich und ihren Mann: «Wir hatten beide eine unerfüllte Jugend.»
Das Paar kann sich jedoch wieder versöhnen – auch den Kindern zuliebe. «Ich war alleine und traurig. Ich hatte von allem Distanz genommen», sagt Paola in dem Film. «Dann hat er mir eines Tages gesagt: Ich habe dich immer geliebt.» Kurz vor der Scheidung wird Albert klar, dass ihm in dem Fall das Sorgerecht der Kinder zustehen würde. «Und das hätte ich nicht akzeptieren können», sagt er. «Die Kinder brauchen ihre Mutter.» Sich in der Ehe Mühe zu geben, habe sich gelohnt, sagt Paola.
Sie ist sehr unkonventionell
«Sie fragen mich nach den Eigenschaften meiner Mutter, ich würde sagen, dass sie sehr unkonventionell ist», sagt König Philippe in dem Dokumentarfilm. Sie sei kreativ und habe immer neue Initiativen vorgeschlagen. Seit 1992 fördert Paola mit ihrer gleichnamigen Stiftung die Integration und Ausbildung junger Menschen, etwa durch die Unterstützung von Lehrkräften oder von Schulen in schwierigen sozioökonomischen Lagen. 1993 besteigt sie an der Seite von König Albert II. den Thron, da der verstorbene König Baudouin keine Erben hinterlässt.
2013 wird Paolas ältester Sohn Philippe zum König gekrönt, seitdem ist es um die Altkönigin ruhiger geworden. Zuletzt hatte sie gesundheitliche Probleme, erlitt in den vergangenen Jahren mehrmals Knochenbrüche und einen Schlaganfall. Im Dokumentarfilm ist sie jedoch vergnügt neben ihren Kindern und Enkelkindern zu sehen. Sie habe die Leidenschaft der Gartenarbeit und des Kochens entdeckt, sagt sie. «Die Kinder sagen: Bei Oma isst man gut!»