Samstag, 21 Dezember 2024
StartNews«Layla»-Cover: Sauerländer wird unverhofft zum Tiktok-Star

«Layla»-Cover: Sauerländer wird unverhofft zum Tiktok-Star

Jürgen Poggel ist 55 Jahre alt, Lehrer, war bis vor kurzem Schützenkönig im Knapp-900-Einwohner-Dorf Heinsberg (Kreis Olpe) und spielt in einer Tanzmusik-Band. «Man kennt mich hier ein bisschen im Sauerland», sagt er. Dass bei Auftritten jetzt «Jürgen! Jürgen!» skandiert wird und er Selfies mit Fans machen muss, ist aber neu.

Seinen plötzlichen und unverhofften Ruhm verdankt er einer Akustik-Coverversion des umstrittenen Ballermann-Lieds «Layla», die er in einer Kirche auf der Orgel spielte. Ein Video davon wurde bei Tiktok fast zwei Millionen mal angesehen.

«Ich wollte den Leuten eine Freude bereiten», sagt Poggel über den Auftritt am 10. Juli bei einer Schützenmesse in Kirchhundem, bei der neben Kirchenliedern auch Schlager üblich seien. «Und sicherlich auch ein bisschen zeigen, was die Orgel so kann.» Also habe er ein Medley gespielt – etwa mit «Skandal im Sperrbezirk», der James Bond-Melodie und eben: «Layla». In der Kirche sei die Orgelversion ohne Text sehr gut angekommen. «Es gab spontanen Applaus», sagt Poggel.

Das Lied war zu dem Zeitpunkt zwar schon bekannt, auch gab es schon Kritik am sexistischen Text – der dreht sich um eine «Puffmama», die «schöner, jünger, geiler» sei. Die große Debatte über Kunstfreiheit und angebliche Zensur ging aber erst in den Tagen darauf los.

«Da ist mir schon mulmig geworden»

Ein Video des Medleys ging erst durch Chatgruppen. Am Wochenende darauf sei Poggel von Kindern angesprochen worden: Der Ausschnitt mit «Layla» sei bei Tiktok, gepostet vom Malle-Schlagerstar Ikke Hüftgold. Noch bis zum Abend wurde es mehr als eine Million mal angeklickt. «Da ist mir schon mulmig geworden», sagt er.

Bei Auftritten seiner Tanzmusik-Band ist er jetzt ein Star: «Es gibt viel Lächeln und Schulterklopfen», sagt Poggel. Es gebe «Jürgen! Jürgen!»-Rufe, Selfie-Wünsche und Forderungen nach «Layla». Die Debatte um den Text finde er einerseits verständlich, sagt der Sekundarschulen-Lehrer. Als Pädagoge wisse er aber: «Alles, was ich in der Schule verbiete, wird erst recht gemacht.»

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