Zu ihrem 70. Thronjubiläum sichert Queen Elizabeth II. ihr Vermächtnis – mit einer aufsehenerregenden Botschaft. Dabei ist es durchaus selten, dass sich die Königin direkt an ihr Volk wendet.
Besonders am 6. Februar, dem Todestag ihres Vaters und damit Jahrestag ihrer Thronbesteigung, mag sie es ruhig und abgeschieden. Dieses Jahr ist anders.
Zwar verbringt die 95-Jährige den Tag auch diesmal auf ihrem ostenglischen Landsitz Sandringham. Doch was der Buckingham-Palast in die Welt schickt, hat es in sich: Camilla, die Frau von Thronfolger Prinz Charles, Elizabeths ältestem Sohn, soll eines Tages Queen genannt werden.
Herzogin Camilla auf einer neuen Stufe
Was auf den ersten Blick als logischer Schritt erscheint, ist nach Ansicht von Royals-Experten durchaus spektakulär. Denn die Frage, ob Camilla sich «Queen Consort» nennen darf – wie es ihre Vorgängerinnen taten -, ist im Vereinigten Königreich umstritten. Noch immer machen einige Briten Camilla für das Aus der Ehe von Charles mit Prinzessin Diana verantwortlich, der «Königin der Herzen».
Doch mit ihrem öffentlichen Statement hat die Queen die Position Camillas im britischen Königshaus auf eine neue Stufe gestellt. In den vergangenen Jahren ist die Herzogin von Cornwall beim Volk immer beliebter geworden und hat sich als prominentes Mitglied der Royal Family etabliert. Die 74-Jährige gilt als nahbar, bodenständig und humorvoll. Der frühere Royal-Korrespondent der BBC, Peter Hunt, betonte, die Queen mache mit ihrer Botschaft die Monarchie zukunftssicher. Und: «Für Camilla ist der Weg von der dritten Person in einer Ehe zur zukünftigen Queen abgeschlossen.»
Leben dem Dienen gewidmet
Charles reagierte emotional. «Uns ist die Ehre, die der Wunsch meiner Mutter bedeutet, äußerst bewusst», schrieb der 73-Jährige in einer am Sonntag veröffentlichten Botschaft. Seiner Gattin machte er in der Nachricht eine Liebesbekundung: «Während wir uns gemeinsam bemüht haben, Ihrer Majestät und den Menschen in unseren Gemeinden zu dienen und sie zu unterstützen, war meine geliebte Frau durchweg meine eigene unerschütterliche Stütze.»
Zu ihrem Thronjubiläum wiederholte die Queen so deutlich wie seit langem nicht mehr ihre Zusage an das Volk vor fast 75 Jahren: «Es macht mir Freude, das Versprechen zu erneuern, das ich 1947 gegeben habe, dass mein Leben immer dem Dienen gewidmet sein wird», schrieb sie. Seit Jahrzehnten gilt die Erklärung, die die Queen noch vor Beginn ihrer Regentschaft abgab, als Versprechen, nicht vor Ende ihres Lebens abzudanken. Die damalige Prinzessin sagte in einer Ansprache: «Ich erkläre, dass mein ganzes Leben, mag es kurz oder lang sein, dem Dienen gewidmet sein soll.»
Gratulanten aus aller Welt
Elizabeths Vater Georg VI. starb am 6. Februar 1952, dadurch wurde seine älteste Tochter mit 25 zur Königin. Keine Monarchin und kein Monarch war länger auf dem Thron des Vereinigten Königreiches als sie.
Weltweit würdigten Politiker und andere Würdenträger die Queen. «Ihre Regentschaft ist einzigartig und inspiriert Menschen weltweit», schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz. «Sie machen Mut und geben Zuversicht.» Auch der britische Premierminister Boris Johnson sowie der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, als Oberhaupt der anglikanischen Kirche lobten die Königin als Vorbild.
Zu Ehren der Queen wurde zudem eine neue Hymne komponiert, die an ihrem 96. Geburtstag am 21. April veröffentlicht werden soll. Das zweiteilige Werk spielt mit Instrumenten wie australischen Digeridoos und karibischen Trommeln sowie Zeilen auf Hindi oder Maori auf den Commonwealth an. Die Queen ist offiziell Staatsoberhaupt von 15 Ländern weltweit.
Dem Volk zeigte sich die Königin an ihrem Ehrentag nicht. Sie zeigt sich nur noch selten in der Öffentlichkeit, seitdem sie im Herbst eine Nacht im Krankenhaus war und über Rückenleiden klagte. Allerdings wurde ein neues Video veröffentlicht, das die Queen im Gespräch mit ihrem Privatsekretär Edward Young zeigt. Dabei bearbeitet sie Berichte und Informationen, die ihr Young in einem roten Koffer bringt. Dabei bemerkt die Queen, dass sie «sehr freundliche» Kommentare von US-Präsident Joe Biden erhalten habe. «Business as usual» also, so die Botschaft. Zu sehen ist in dem Clip auch, dass Bilder ihrer Eltern in ihrer Nähe stehen.
Nicht nur Jubel
Überschattet wurde das Jubiläumswochenende wieder einmal vom Missbrauchsskandal um den zweitältesten Queen-Sohn Prinz Andrew. Der 61-Jährige soll Medienberichten zufolge im März in London unter Eid zu den Missbrauchsvorwürfen vernommen werden. Schon lange hält sich die Sorge, dass der anstehende Prozess in den USA ausgerechnet jenes Jahr überschatten könnte, in dem sich die Monarchie eigentlich ausgiebig bejubeln lassen wollte.
Im ganzen Land zelebriert werden soll das Rekord-Jubiläum an mehreren Tagen Anfang Juni. Dann gibt es auch einen zusätzlichen, einmaligen Feiertag für alle Untertanen. Ganz ohne Feiern kam die Queen in Sandringham an diesem Wochenende nicht aus. Bei einem Empfang mit Ehrenamtlichen sowie Bürgerinnen und Bürgern aus der Gegend schnitt sie bereits am Samstag einen Kuchen an. Dass das Emblem auf der Torte für sie selbst auf dem Kopf stand – dafür perfekt in Richtung der Pressefotografen ausgerichtet – machte der Königin nicht viel aus. «Ich zähle nicht», lautete ihr amüsierter Kommentar.