Wie man sich schön trinkt: Wasser als Jungbrunnen und Wundermittel
April ist der Monat der Öffnung, das lateinische Wort „aperire“ (öffnen) steckt darin. Das Versprechen des Märzes, dass das Leben nach dem langen Winter wieder Einzug hält, erfüllt sich nun. Überall sprießt neues Grün. Reich an Brauchtum ist dieser wetterlaunige Monat – etwa die Gründonnerstags-Kräutersuppe aus neunerlei, frischen Kräutern (als Wahlfrankfurterin liebe ich auch die Grüne Soße) und das Holen des Osterwassers an einer Quelle sind meine liebsten Rituale. In der Nähe, wo ich aufgewachsen bin, gibt es eine Quelle in einem Weilerdorf. Den Brunnen findet man am „Bauernhausmuseum Hof Haina“. Die Fachwerk-Hofreite ist so eingerichtet, als seien die ehemaligen Bewohner nur mal kurz weg, die Zeit angehalten. Es ist also kein normales Museum, sondern sehr authentisch und ungewohnt offen gestaltet.
Zu diesem in Stein gefassten Jungbrunnen gehe ich am Ostersonntag vor Sonnenaufgang und hole das Osterwasser, fülle es in einer kleinen Flasche ab. Man muss schweigend (!) zur Quelle gehen, sonst sei die wundersame Wirkung des Osterwassers dahin, heißt es. Schweigend durch das Dunkel des noch jungen Tags zur frischen Quelle, das hat tatsächlich große Kraft – und kostet Kraft, das ungewohnt frühe Aufstehen um 4 Uhr morgens, und wir laufen über Feldwege und in einer kleinen Gruppe – und man möchte eigentlich plaudern. Das tun wir dann auf dem Rückweg und beim gemeinsamen Frühstück umso mehr. Nie erlebt man einen Sonnenaufgang bewusster.
Fast überall in Deutschland kennt man diesen Brauch. Dem Osterwasser sagte man heilende Kräfte und ewige Schönheit nach. Frauen mit Kinderwunsch wuschen sich mit diesem Wasser, um schwanger zu werden. Was wirkt, ist das Ritual – eine bewusste, nicht alltägliche Handlung und die Manifestation eines Wunsches, einer Hoffnung. Denn: Wasser allein schützt bekanntermaßen nicht vor Krankheit oder Falten.
Sich Öffnen ist das Thema des Aprils. Offen sein für das „Wasser des Leben“. Was hält uns im Fluss und macht uns noch lebendiger? Was stärkt uns für die kommenden Monate? Viele Antworten findet man jetzt in der Natur. Gehen Sie einfach mal wieder die Wanderwege Ihrer Kindheit, vielleicht nach vielen Jahren aufs Neue, mit neuem Blick darauf. So war ich am Wochenende auf dem Dünsberg, wo vor zwei tausend Jahren eine keltische Stadt war, geschützt von mächtigen Ringwällen – und wo heute auf dem Gipfel ein Gasthaus lockt. Auf gemütlichen Serpentinen wanderten wir durch den Wald nach oben. Vorbei an einem großen Wasserbecken, das schon die Kelten nutzten, was Archäologen beweisen konnten. Ob die Kelten das Wasser dort auch rituell nutzen? Man weiß es nicht. Man weiß so wenig über die Kelten, die keine Schrift kannten. Und das Wenige ist oft parteiisch und auch falsch (die spinnen, die Römer). 2022 findet in Hessen das erste große Archäologie-Jahr statt, Thema: „KELTEN LAND HESSEN – Archäologische Spuren im Herzen Europas“. Mit vielen tollen Ausstellungen und neuen Erkenntnissen – zum Beispiel, dass die (oft gar nicht so edlen) Kelten Sklaven hielten und selbst Hundefleisch nicht verschämten. Auch hier musste sich die Archäologie neuen, ungewöhnlichen Einsichten „öffnen“.
Sich offen machen für Neues, schafft viele spannende Dynamiken. Das ist auch die Botschaft des Aprils: Sei offen, sei spielerisch in deinen Launen, lass wachsen, was in dir steckt – und vielleicht lange auf Licht gewartet hat – und gesehen werden will. Und: Genügend Wasser trinken, wir brauchen es für den gesunden Stoff-„wechsel“. Das ist seine wahre Zauberkraft.
Lesen Sie auch: Was gegen Heuschnupfen helfen könnte!