Donnerstag, 25 April 2024
StartNewsGötz Alsmann: Im Herbst der Karriere «sehr, sehr wählerisch»

Götz Alsmann: Im Herbst der Karriere «sehr, sehr wählerisch»

20 Jahre lief die Sendung «Zimmer frei» im Fernsehen. 2016 war Schluss. Götz Alsmann spricht nach eigenen Aussagen mit Senderverantwortlichen immer mal wieder über ein mögliches Fernseh-Comeback.

So erzählt er es, natürlich im Anzug, mit Krawatte und der ihm eigenen Haartolle bei einem Kaffee. «Es gibt aber allen Grund, im Herbst meiner Karriere sehr wählerisch zu sein. Sehr, sehr wählerisch», sagt Alsmann im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Musiker und Entertainer wird an diesem Dienstag (12. Juli) 65 Jahre alt.

«Keiner erwartet, dass ich am Donnerstagabend eine politische Talkshow leite – natürlich geht es immer um Unterhaltung», ergänzt der überzeugte Münsteraner. Manches von den Ideen für eine neue Sendung klinge zunächst auch ganz gut «und später dann nicht mehr so gut». Auch wenn es nicht klappen sollte, an Ruhestand denkt Alsmann nicht. Dazu liebt er Musik und Unterhaltung viel zu sehr.

Auf der Bühne ein Ereignis

Harald Schmidt äußert sich zu Alsmanns Geburtstag gegenüber der dpa so: «Ein wunderbarer Kollege und grandioser Musiker, der vor allem auf der Bühne ein Ereignis ist.»

Beim 50. und 60. Geburtstag hatte Alsmann es krachen lassen. «Zwischendurch ist es schön, einen Geburtstag etwas größer zu feiern, aber manchmal steht dem ja auch der Tourneeplan im Weg». Was genau jetzt zum 65. passiert, da ist der Entertainer mit der Auskunft zurückhaltend: «Vielleicht denkt sich meine Frau eine Überraschung für mich aus.»

Dabei liegen mit der Pandemie schwere Zeiten hinter Alsmann und seiner Band. «Corona hat keinem Musiker gut getan. Wir haben innerhalb der ersten zwei Jahre rund 180 Konzerte abgesagt. Im vergangenen Jahr haben wir dann aber doch noch 40 Mal spielen können. Das hatte wieder einen Hauch von Berufsmusikertum.»

Enthusiasmus bei der Rückkehr

Bei den ersten Konzerten spürte Alsmann dann einen neuen Geist. «Nach dem Neustart war das Publikum oft noch enthusiastischer als vorher. Wir stellten fest, dass bei Bands, die sich – so wie wir – nicht direkt an Teenager richten, für das Publikum beim Kartenkauf Vorsicht nach wie vor das Gebot Nr. 1 ist.» Aber die, die kamen, seien unglaublich gewesen.

«Auch ein halbvoller Saal tat so, als sei er ausverkauft. Man wurde mit Standing Ovations begrüßt, einfach, weil man wieder auf der Bühne steht», sagt Alsmann, der im Westdeutschen Rundfunk (WDR) montags und samstags Radio-Sendungen moderiert.

Bei «Zimmer frei» bildete Alsmann mit Christine Westermann beim WDR ein kongeniales Duo: Sie die Journalistin, er der Clown. In der Sendung vermittelten die beiden den prominenten Gast in eine fiktive Wohngemeinschaft und testeten ihn mit Gesprächen und Spielchen auf seine Tauglichkeit. Laut WDR gibt es derzeit keine Pläne für eine Neuauflage der Sendung.

Alsmann sagt über Westermann: «Wir mailen und telefonieren mehr als vor dem Aus von ‚Zimmer frei‘. Wir geben uns Tipps, wir wollen wissen, wie es uns geht.» Nerven ihn Fragen zu der Sendung, die ursprünglich nur ein Füller fürs Sommerloch sein sollte?

Sein größter beruflicher Erfolg

«Wie können mich Fragen zu ‚Zimmer frei‘ nerven? So lange diese Fragen auftauchen wissen wir, dass wir da einen Fernsehklassiker hingelegt haben. Die Sendung war der größte Erfolg meines beruflichen Lebens, das ist ja gar keine Frage», sagt Alsmann. Er habe in allen Bereichen davon profitiert.

«Wir haben plötzlich an Orten Konzerte gegeben, von denen wir vorher noch nie gehört hatten. Und dann kamen die Menschen, weil sie durch ‚Zimmer frei‘ neugierig geworden waren.» Aber, und jetzt kommt der Hinweis des auf seine Kunst stolzen Musikers: «Wenn das Publikum Zugabe ruft, hat das nichts mehr mit ‚Zimmer frei‘ zu tun. Und wenn es nach einem Jahr wiederkommt, auch nicht mehr.»

Warum die Liebe zu dieser Art von Musik? Zu Jazz und Schlagern aus Jahrzehnten, die lange zurück liegen? Das seien rein ästhetische Gründe. «Ich liebe den Klang des Klaviers, ich liebte das Prinzip der Jazzmusik. Swingende Rhythmik und die damit verwandten Stile, gut gemachte Arrangements. Bestimmte Rhythmen sprechen mich unglaublich an, manche so gar nicht», erklärt Alsmann. «Rockmusik hat mir eher Rätsel aufgegeben anstatt mich zu packen.» Sein Sohn, ebenfalls Musiker, gehe aber in eine deutlich ruppigere Richtung, wie Alsmann es umschreibt.

Ästhetik und Stil

Nicht nur bei der Musik geht es Alsmann um Ästhetik und Stil. Auch in Sachen Kleidung. «Mode ist mir weniger wichtig als Stil. Mode ist das, was einem vorgesetzt wird. Stil ist das, was man sich selber aussucht.»

Alsmann beschreibt das mit einem Beispiel – und leitet zur nächsten Leidenschaft über: Dem Regionalligisten und Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga Preußen Münster. «Mein Vater hat auf der Tribüne stets einen Mantel, einen Hut und einen Seidenschal getragen. Das war in den 50er Jahren auf der Tribüne Standard. Fanschals gab es damals noch gar nicht.»

Alsmann hält die aktuelle Krawattenlosigkeit für eine Modeerscheinung, «die wir in den 70er-Jahren schon einmal erlebt haben. In den 80ern gab es dann das große Krawatten-Revival. Die Avantgarde ist schon wieder bei der Krawatte angekommen».

Alsmann ist Besitzer einer Dauerkarte für die Preußen. «Ich gehe meistens in einer hübschen Kombination – schließlich stehe ich ja nicht selbst auf dem Platz! Mit Fanschal! Es kommt drauf an, was man drunter trägt. Ich gehe oft im Mantel – natürlich! Es ist in unseren Breiten ja oft sehr kalt. Auch das Flutlicht wärmt den Sitzplatz nicht.»

Anfang der 80er Jahre habe er mal mit dem Gedanken gespielt, nach Köln zu ziehen. «Jede Fahrt in die Medienmetropole Köln war wie ein Event, etwas ganz Besonderes. Dann kam mir die Erkenntnis, dass das alles dann ganz normaler Alltag würde samt Einkaufen, Streit mit dem Nachbarn, Kampf um den Parkplatz.»

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