Sänger Max Raabe (59) findet mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr sinnvoll. «Manchmal denke ich, man muss es jetzt auch nicht übertreiben und die Autos komplett aus den Städten verdrängen. Es braucht ein gesundes Mittelmaß», sagte der Musiker der Deutschen Presse-Agentur. «Ich fahre Auto und ich fahre Fahrrad. Und ich habe auf dem Sattel und hinterm Lenkrad schon merkwürdige Situationen erlebt. Vollpfosten sind gleichermaßen verteilt in Autos wie auf Fahrrädern.»
In Berlin waren zuletzt etliche Radwege ausgebaut worden. «Es ist gut, sich Plätze einzuräumen. Ich sehe das ja auch in London. Da gibt es richtige Autobahnen mitten durch die Stadt, nur für Fahrräder», sagte Raabe. «Aber was ist mit den Leuten, die Lieferwagen fahren? Die müssen ja auch ihre Sachen abgeben. Es wird bei Amazon bestellt, aber was glauben die Leute denn, wie es in die Häuser kommt? Natürlich steht dann das Auto irgendwo.»
Komplexes Thema
Über die zukünftige Gestaltung von Verkehrswegen wird in etlichen Städten diskutiert. Das Thema sei sehr komplex und schwierig. «Und ich glaube nicht, dass die Welt einfacher wäre, wenn jetzt alle Fahrrad führen», sagte Raabe, der von einer Initiative mal zur «fahrradfreundlichsten Persönlichkeit» gekürt worden war und zuletzt sein Album «Wer hat hier schlechte Laune» veröffentlicht hat.
Raabe sieht das Problem bei fehlender Rücksichtnahme. «Da müsste man wahrscheinlich in sehr vielen Dingen schon im Kindergartenalter anfangen; über solche Sachen auch mal im Kindergarten und in der Grundschule sprechen», sagte er. «Ich beobachte oft, dass in Kaufhäusern die Leute einfach die Tür aufhalten, egal wer hinter ihnen durchrutscht, ob das eine Oma ist oder ein junger Mann, der die Tür auch selbst aufkriegt.» Ist das also etwas, wo man sich für den Straßenverkehr etwas abgucken könne? «Ja, vielleicht.»