Donnerstag, 25 April 2024
StartNewsSPINNEN-ALARM! Wie man die Angst vor Spinnen verliert.

SPINNEN-ALARM! Wie man die Angst vor Spinnen verliert.

SPINNEN-ALARM! Wie man die Angst vor Spinnen verliert.

Haben Sie schon mal einen Ammen-Dornfinger in der Natur gesehen? Die aus dem mediterranen Raum stammende Spinne hat es mächtig in sich. Das Internet(z) informiert ausführlich über ihr Nervengift und die schmerzhaften Stiche. Immer häufiger wird der zugereiste Giftzwerg in Deutschland gesehen. Horror-Schwester Tarantula wäre bei diesen (unter der Lupe) beindruckenden Kieferklauen direkt neidisch.

Jetzt im August sind die Männchen schon tot und die Ammen-Mama baut ihr Nest im Gras, ein hühnereigroßes Gespinst mit oft mehr als 150 Eiern. Der Brutkokon. Ich habe neulich tatsächlich einen gesehen, im kniehohen Gras. But: never touch a Ammen-Kokon! Dann wird Mutti nämlich sehr böse, denn sie ist eine wahre Löwenmutter, eine bissfeste Amme, was für sie spricht, sie will nur ihre Brut schützen. Bis November entlässt sie die große Kinderschar in die Freiheit – und stirbt im Nest an Entkräftung. Die Jungspinnen überwintern in welken Blättern, die am Boden liegen. Ein neuer Kreislauf beginnt.

Da der Ammen-Dornfinger-Dame kein Netz baut, sie ist eine Jägerin, wehen im bald nahen Altweibersommer nicht ihre Fäden wie lange graue Haare durch die Lüfte und kündigen kältere Tage an.

Ab Frühherbst bekommen andere Spinnenarten acht kalte Füße und schlüpfen in die Häuser. Manchmal fordern riesige Exemplare, die kaum in ein Einmachglas gehen, bei mir ihr Winterquartier ein. Warum eigentlich immer ein Stopp-over in der Badewanne? Ich kann nicht anders, ich muss schreien. Hauswinkelspinnen, vom Sommer fett geworden. Und schnell sind die! Einmal liege ich im Bett, Nachtischlampe an, lese, und ein Exemplar flitzt wie ein 100 Meter-Champion durchs Zimmer. Mehr als eine Stunde habe ich nach dem Tier gesucht, ich hätte ohnehin nicht mehr schlafen können.

Ich bin dabei, meinen Frieden mit den Spinnen zu machen. Mit den kleinen jedenfalls. Die Schreie sind leiser geworden. Und was weiß ich nicht weiß, macht mich nicht heiß: Im subtropischen Klima der US-Südstaaten lebte ich wochenlang ahnungslos in der Nähe von Schwarzen Witwen. Die winzigen Tiere sind dort hochgefürchtet, vor allem warnt man Kinder in die Nähe der Nester zu gehen. Die glänzend-schwarzen Tiere sind wunderschön, geradezu elegant, was sie Zecken ganz klar voraushaben. 

Ich denke, wenn Spinnen rosa wären oder hübsch kariert, hätten sie es bei uns Menschen einfacher und wir mit ihnen. Wir würden sie heiß und innig lieben und ihnen schöne Namen geben. Doch so. Schwarz, braun. Thekla. Ihre Gestalt, die vielen Augen, spricht vermutlich uralte Instinkte an. Und sicher haben sich schon Höhlenmenschen den Kopf angestoßen als sie sich vor einer dicken Spinne erschreckten.

Eine liebevolle Hommage an die Spinne ist das Kinderbuch „Wilbur und Charlotte“ (1952) von Elwyn Brooks White. Ich lege es jedem ans Herz. Ein Bauernhofschwein schließt mit einer Spinne Freundschaft. So hinreißend schön, bittersüß und klug erzählt. Die ungewöhnlich talentierte Spinne rettet das Schwein Wilbur vor dem Schlachter, in sie Wörter in ihr Netz schreibt. Vor allem die alte Zeichentrickverfilmung ist ein Genuss. Und im Herbst heißen alle Hauswinkelspinnen bei mir wieder Charlotte. Und ich höre im Geist die rauchige Stimme der fabelhaften Debbie Reynolds, die im Film die Spinne spricht: „Trust me, trust me.“

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Jutta Failing
Jutta Failinghttps://glueckshaut.de/
Dr. phil. Jutta Failing ist Kunsthistorikerin und Autorin. Promotion: „Frosch und Kröte als Symbolgestalten in der mittelalterlichen Kirchenkunst“ // Stipendium der Graduiertenförderung in Hessen. Preisträgerin des Bürgermedienpreises (Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk – LPR Hessen, Sparte Hörspiel). 2005 bis 2011 Projektleitung NACHT DER MUSEEN Frankfurt und Offenbach. 2020 Künstlerstipendium der Hessischen Kulturstiftung/Land Hessen. Buchautorin und Freelancerin (Text/Redaktion) für Lifestyle- und Kunstmagazine. Expertin für historische Sagen- und Ortsüberlieferung (u.a. Fachvorträge und Publikation „In Hessen ist der Teufel los – Das Geheimnis teuflischer Orte und Geschichten“). Seit drei Jahrzehnten wissenschaftliche Beschäftigung mit Erinnerungskultur, volksmagischen Erscheinungen und hessischem Brauchtum. Zertifizierte Mental Trainerin und Yoga Mental Trainerin.
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