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Samstag, 13 Dezember 2025
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Wenn die Vergangenheit alles erklärt – wie die Tiefenpsychologie Familien entzweit

Wenn die Vergangenheit alles erklärt – wie die Tiefenpsychologie Familien entzweit

Psychotherapie kann heilen – oder zerstören.
Die Tiefenpsychologie gilt als einer der einflussreichsten Ansätze. Doch wenn sie jedes Leiden im Erwachsenenalter auf die Kindheit zurückführt, droht sie Familienbande zu zerreißen und die Gegenwart aus dem Blick zu verlieren.


Die Fixierung auf frühe Jahre

Die Grundannahme klingt einleuchtend:
„Was wir als Kinder erleben, prägt uns für das ganze Leben.“

Doch nicht jede Depression, nicht jede Krise oder Angst im Erwachsenenalter hat ihren Ursprung im Kindergarten oder Elternhaus. Die Deutsche Depressionshilfe nennt Stress, Verlust, Einsamkeit oder biologische Faktoren als zentrale Ursachen. Wer ausschließlich in der Vergangenheit gräbt, übersieht häufig, was heute brennt.


Schuldfrage statt Lösungsansatz

In vielen tiefenpsychologischen Therapien entsteht ein gefährliches Muster: Eltern werden zu den Hauptschuldigen erklärt. Das mag entlastend wirken – „Ich bin nicht schuld, meine Kindheit war es.“ Doch es ist eine Entlastung zum hohen Preis.

Familien berichten immer wieder, dass nach Beginn einer Therapie Kontakte abgebrochen, jahrzehntelange Bindungen gekappt oder Eltern dauerhaft als Täter abgestempelt wurden. Statt Heilung entsteht Spaltung.

„Therapie darf nicht zu einer Schuldspirale führen, die mehr zerstört als heilt.“

Einen Überblick über die Kritik an psychoanalytischen Verfahren liefert auch Psychologie Heute.


Der blinde Fleck: Probleme im Hier und Jetzt

Eine Frau Mitte 40 fällt in eine schwere Depression – nach Trennung und Jobverlust. Doch statt diese akuten Krisen zu bearbeiten, wird in der Therapie nach alten Vaterkonflikten gesucht. Ergebnis: Die Gegenwart bleibt unbearbeitet, die Patientin bleibt in der Opferrolle.

Das ist symptomatisch für den blinden Fleck der Tiefenpsychologie. Sie schaut zurück, selbst wenn die Ursachen längst vor der eigenen Nase liegen.
Die evidenzbasierte Psychotherapie-Forschung betont dagegen: Wirksamkeit entsteht dort, wo Patient:innen befähigt werden, aktiv mit aktuellen Problemen umzugehen.


Familien im Zangengriff

Besonders heikel: Die Deutungshoheit liegt bei den Therapeut:innen. Ihre Interpretation entscheidet, ob Eltern als „Ursache allen Übels“ gelten. Für die Familie ist das kaum überprüfbar – aber für die Betroffenen wirkt es oft unumstößlich.

Das kann zu einer politischen Dimension innerhalb der Familie führen: Wer ist schuld? Wer Opfer? Wer Täter? Ein gefährlicher Mechanismus, der Beziehungen zersetzt.


Eltern unter Generalverdacht

In einer Gesellschaft, die Eltern ohnehin mit Erwartungen überfrachtet, wirkt die ständige Suche nach Versäumnissen wie ein Brandbeschleuniger. Fehler gehören zum Elternsein – und fast immer handeln Mütter und Väter nach bestem Wissen.

Psychische Erkrankungen entstehen niemals monokausal. Gene, Umwelt, aktuelle Belastungen und persönliche Entscheidungen spielen zusammen.
Das bestätigt auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.


Die Kraft der Gegenwart

Moderne Therapieformen wie Verhaltenstherapie oder systemische Ansätze fragen:

  • Welche Muster wiederholen sich heute?
  • Wie kann ich mein Denken und Handeln verändern?
  • Welche Ressourcen habe ich, um mit Stress und Krisen umzugehen?

Dieser Blick stärkt. Er macht Patient:innen zu Handelnden statt zu Gefangenen ihrer Kindheit. Er entzieht den Eltern den Stempel der Alleinschuld.

„Vergangenheit reflektieren, Gegenwart gestalten, Zukunft eröffnen – das ist der Weg.“


Balance statt Dogma

Niemand bestreitet: Kindheit prägt. Aber Prägung ist nicht Schicksal. Eine verantwortungsvolle Psychotherapie reflektiert die Vergangenheit, ohne die Gegenwart aus den Augen zu verlieren. Sie fördert Handlungsspielräume – statt sie zu verengen.

Die Fixierung auf Schuld macht krank. Die Suche nach Lösungen macht frei.


Fazit: Heilung ohne Bruch

Psychische Erkrankungen verdienen Ernsthaftigkeit und professionelle Hilfe. Doch Therapie darf nicht Familien spalten und Eltern zu Sündenböcken machen.
Nicht jede Depression ist ein Echo der Kindheit. Manchmal liegt die Ursache schlicht im Heute – und genau dort muss auch die Lösung beginnen.

Es ist Zeit, die Vergangenheit kritisch zu betrachten, ohne in ihr gefangen zu bleiben. Heilung gelingt nicht durch Schuldzuweisung, sondern durch Selbstermächtigung.

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Jane Uhlig
Jane Uhlighttps://www.janeuhlig.de
Jane Uhlig ist Gründerin und Chef-Redakteurin von Janes Magazin. Sie publizierte Wirtschafts-Sachbücher-Bücher in Kooperation mit dem Campus Verlag und Hörbücher zum Thema Selbst-Coaching. Sie beschäftigt sich mit den Themen Lifestyle, Trends und Gesundheit, ist Yoga und Zumba-Trainerin für große Bühnen-Events und agiert als Moderatorin in zahlreichen Events, Konferenzen und Galas.
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