Wirtschaft braucht Haltung, nicht Pessimismus
Warum UnternehmerInnen wieder Optimisten werden müssen
Autor: Dirk Schmidt
Der wirtschaftliche Pessimismus greift um sich und das besonders im Mittelstand. Zwischen Fachkräftemangel, Energiepreisen, Bürokratie und geopolitischen Unsicherheiten scheinen viele UnternehmerInnen nur noch zu reagieren statt zu agieren. Der Blick auf Chancen weicht immer häufiger dem Rückzug ins „Verwaltungshandeln“. Doch Unternehmertum war nie ein risikofreies Spiel. Es lebt von Haltung, Entscheidungskraft und Mut – gerade dann, wenn die Rahmenbedingungen schwierig sind.
Ich begleite seit über 40 Jahren mittelständische Familienunternehmen. Was ich derzeit beobachte, ist beunruhigend: Die Angst vor der Zukunft lähmt. Und genau das dürfen wir uns nicht leisten.
Krise als Dauerzustand und wie du trotzdem ins Handeln kommst
Natürlich: Die Herausforderungen sind real. Die Bürokratie bremst, Nachwuchs fehlt, Investitionen scheinen riskanter denn je. Aber: Wer in der Krise nur noch aufschiebt, zurückhält und abwartet, riskiert mehr als Geld – nämlich Substanz, Kultur und Zukunftsfähigkeit.
Ich kenne Betriebe, die seit Jahren die gleiche Maschine nutzen, weil „jetzt kein guter Zeitpunkt ist“ zu investieren. Andere schieben längst überfällige Führungsentscheidungen vor sich her – aus Angst vor Konflikten. Wieder andere warten auf politische Lösungen, die wahrscheinlich nie kommen werden. So entsteht ein gefährlicher Stillstand.
Haltung statt Hadern
Was jetzt gefragt ist, ist eine unternehmerische Haltung. Keine Schönrednerei, sondern konstruktiver Realismus. Wer ein Unternehmen führt, muss in der Lage sein, Unsicherheit auszuhalten und trotzdem zu gestalten.
Das beginnt bei der inneren Einstellung: Sehe ich in Veränderung eine Bedrohung oder die Notwendigkeit, mich weiterzuentwickeln? Habe ich den Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen oder klammere ich mich an alte Routinen, obwohl sie nicht mehr funktionieren?
Haltung zeigt sich nicht in Hochglanzpräsentationen. Sie zeigt sich in der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, selbst wenn es unbequem wird.
Führung neu denken – auch in der zweiten Reihe
Viele UnternehmerInnen sprechen von Fachkräftemangel, dabei ist es oft ein Führungsproblem. Mitarbeitende verlassen nicht das Unternehmen, sondern die Führung. Wer nur verwaltet, wird keine Talente halten – geschweige denn neue gewinnen.
Führung heute bedeutet, Perspektiven zu geben, ehrlich zu kommunizieren, Entwicklung zu ermöglichen und Vertrauen zu schaffen. Dazu gehört auch, Aufgaben abzugeben und Verantwortung zu teilen. Der Versuch, alles selbst zu steuern, endet häufig in Überforderung und Stagnation. Gerade in Familienunternehmen ist es entscheidend, die nächste Generation nicht nur mit Aufgaben zu betrauen, sondern ihr auch echte Gestaltungsspielräume zu geben.
Investieren, wenn andere zögern
Ich weiß: Investitionen in unsicheren Zeiten fühlen sich riskant an. Aber gar nicht zu investieren ist oft das größere Risiko. Unternehmen, die auch in schwierigen Phasen gezielt in ihre Prozesse, Mitarbeitenden oder Technologien investieren, sichern sich nicht nur einen Vorsprung, sie zeigen auch nach innen und außen: Wir gestalten Zukunft, statt sie zu fürchten.
Ob eine neue Software, eine Organisationsberatung, ein Interimsmanager für den Übergang oder ein gezielter Generationswechsel – all das sind Signale. Und genau diese Signale braucht es, um neue Energie in den Betrieb zu bringen. Nicht um „alles anders“ zu machen, sondern um besser mit dem Neuen umgehen zu können.
Politik? Ja, aber nicht als Ausrede
Natürlich hat die Politik Einfluss auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Doch der Ruf nach „mehr Unterstützung“ darf nicht zur bequemen Ausrede werden. Unternehmerische Verantwortung beginnt im eigenen Haus. Wer dauerhaft auf Lösungen von außen wartet, macht sich selbst handlungsunfähig.
Vieles liegt in deiner Hand: Du kannst Strukturen überprüfen, Prozesse vereinfachen, Kommunikation verbessern, den Generationenwechsel aktiv vorbereiten, externe Expertise reinholen, um blinde Flecken zu erkennen. Das ist keine Garantie für Erfolg – aber ein Schutz gegen Stillstand.
Schlussgedanke: Mach deinen Betrieb zur Zukunftswerkstatt
Die Wirtschaft braucht keine neuen Durchhalteparolen, sondern UnternehmerInnen mit Haltung. Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, mutig zu entscheiden und ihren Betrieb mit klarer Vision weiterzuentwickeln.
Mach deinen Betrieb zur Zukunftswerkstatt: Ein Ort, an dem Ideen wachsen dürfen, Menschen sich einbringen können und Veränderungen möglich sind, weil du sie zulässt.
Optimismus ist kein naives Gefühl. Er ist eine Haltung. Und die beginnt bei dir.

Dirk Schmidt ist Unternehmensberater mit über 40 Jahren Erfahrung in der Begleitung mittelständischer Familienunternehmen. Sein Fokus liegt auf Strategie, Transformation und Interimsmanagement. Mit klarer Hands-on-Mentalität unterstützt er Unternehmen dabei, auch in Krisenzeiten zukunftsfähig zu bleiben. Kontakt: www.schmidt-unternehmensberatung.de
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