Wo Washington schlief und Biden Kind war: Long Islands präsidiale Geschichte(n)
Auf der Halbinsel kann man auf den Spuren von Amerikas Präsidenten wandeln. Viele Orte erzählen Historisches und Kurioses – von den Spionen des Unabhängigkeitskriegs bis zu Bill Clintons Hummerbude.
Long Island/Hannover – 14.03.2024 (kms) | Von George Washington bis Joe Biden – Long Island war seit den Anfängen der Vereinigten Staaten Anziehungspunkt für Präsidenten. Egal ob ein Besuch während des Revolutionskriegs, Präsidentschaftsdebatte oder Urlaub am East End von Long Island – wer Geschichte und Geschichten liebt, findet zahlreiche historische Orte auf Long Island, die viel zu erzählen haben. Und in so manchem präsidialen Hotel lässt es sich bis heute vorzüglich übernachten. Touristen können zum Beispiel auch dem Spy Trail folgen und Spuren von George Washingtons Spionagering entdecken oder das Haus von Präsident Theodore Roosevelt, Sagamore Hill, in Oyster Bay besuchen. Wie wäre es mit einem Essen in Bill Clintons Lieblings-Hummerbude oder einem Abstecher zum einstigen Sommerhaus von Jackie Kennedy?
Sagtikos Manor: Wo George Washington während des Revolutionskriegs schlief
In der Gegend um Three Village kann man auf Long Island eine kleine Zeitreise unternehmen in die Zeit um 1778, als die Region noch unter britischer Militärbesatzung war – und hier Intrigen gesponnen wurden. Die heutige Route 25A entlang der Nordküste, der Long Island Heritage Trail, diente während der Amerikanischen Revolution als Spionage-Route, um den britisch kontrollierten Bereich auszukundschaften. Von hier aus ruderten die Patrioten mit Walbooten nach Connecticut und zu General Washington – und verhalfen ihm so zum Sieg. Präsident Washington reiste im April 1790 an die Nordküste Long Islands, um sich bei den Patrioten und seinen Spionen zu bedanken. Laut seinem persönlichen Tagebuch übernachtete Washington während dieser Reise im Sagtikos Manor in Bay Shore, wo auch britische Soldaten und hochrangige Offiziere untergebracht waren.
Raynham Hall: Zuhause bei einem Spion
Raynham Hall in Oyster Bay, 1738 erbaut, war das Haus von Robert Townsend, der 1779 unter dem Decknamen Samuel Culper Junior dem Geheimdienstnetz von George Washington beitrat. Townsend bildete das erste Glied in einer Kette von Agenten im Dienste Washingtons, die als Culper Spionagering bekannt wurden. Mit unsichtbarer Tinte und ausgeklügelten Zahlencodes übermittelten die Spione General Washington wichtige Informationen per Kurier nach Setauket an der Nordküste auf Long Island, von wo aus die Nachrichten per Boot an die Küste von Connecticut und von dort aus an den Ort gebracht wurden, an dem sich Washington zum jeweiligen Zeitpunkt aufhielt.
Robert Townsend lebte ein Doppelleben – er hielt seine Beteiligung am Culper Ring für den Rest seines Lebens vor seiner Familie und seinen Freunden geheim. Seine Verwicklung in das Spionagenetz wurde erst in den 1930er-Jahren aufgedeckt, als der Historiker Morton Pennypacker einen Handschriftenanalytiker beauftragte, die wahre Identität von Culper Junior zu beweisen.
Brewster House: Eine Taverne für die Briten
Brewster House, 1665 erbaut, und gilt als das älteste Haus Brookhavens. Sechs Generationen von Brewsters lebten hier. Während der Amerikanischen Revolution betrieb Joseph Brewster das Haus als Taverne und Gemischtwarenladen, wo britische Truppe regelmäßig zu Gast waren. Der amerikanische Patriot Caleb Brewster, ein Cousin von Joseph Brewster und vermutlich ein häufiger Besucher des Hauses, war während des Revolutionskriegs Mitglied von George Washingtons Culper Ring. Der Culper Spy Day, der diesmal am 7. September 2024 stattfindet, erinnert jedes Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen an die Orte und Akteure, die in dieser bewegten Zeit Geschichte geschrieben haben.
Sagamore Hill: Roosevelts „Weißes Sommerhaus“
Theodore Roosevelt, in Oyster Bay geboren und aufgewachsen, lebte von 1885 bis zu seinem Tod im Jahr 1919 auf Long Island. Sagamore Hill, auch „The Summer White House“ genannt, ließ der Präsident 1884 errichten. Das viktorianische Herrenhaus mit 23 Zimmern beherbergt heute eine interaktive Ausstellung, die die Besucher durch Roosevelts Leben führt.
Joe Biden, Jackie O. und Trumans Tochter
Der aktuell amtierende Präsident Joe Biden lebte als Kind in Garden City und Old Westbury, Als Biden fünf Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Scranton, Pennsylvania, in die Heimatstadt seines Vaters. Jacqueline Kennedy Onassis, Ehefrau von Präsident John F. Kennedy, wurde in Southampton geboren und verbrachte ihre frühen Kindheitsjahre in East Hampton. In einem der berühmtesten Häuser der Hamptons, in Grey Gardens, war „Jackie O.“ regelmäßig zu Gast, da das Anwesen ihrer Tante und Cousine, beide namens Edith Beale, gehörte. Die Tochter von Präsident Harry S. Truman hatte ein Haus in Sands Point, das ihr Vater 1958 besuchte. Präsident Chester A. Arthur kam zur Sommerfrische regelmäßig nach Sag Harbor.
Hofstra University: Schauplatz für Wortgefechte und Reden
Die Hofstra University in Hempstead war stolzer Gastgeber von drei Präsidentschaftsdebatten, und zwar 2008 (Barack Obama vs. John McCain), 2012 (Barack Obama vs. Mitt Romney) und 2016 (Hillary Clinton vs. Donald Trump). Damit war die Universität die erste und bisher einzige, die jemals drei aufeinanderfolgende Debatten ausrichten durfte. Der Campus war auch Schauplatz der Rede von George H.W. Bush im Jahr 1997 sowie der Rede von Jimmy Carter im Jahr 1990. Präsident Lyndon B. Johnson sprach 1966 im Salisbury Park (heute Eisenhower Park) in East Meadow vor 15.000 Menschen. Nicht weit entfernt, in Uniondale, war Ronald Reagan 1984 zu Gast, um die Paralympics in Mitchel Park zu eröffnen.
Präsident Ford hielt 1976 während einer Reihe von drei Wahlkampfauftritten auf Long Island eine Rede vor 16.000 Menschen im Nassau Coliseum. Ebenso Präsident Nixon, der dort 1972 vor rund 14.000 Zuschauern sprach.
Fischbrötchen essen wie Bill Clinton
Das Fischbrötchen Long Islands ist ein Hummerbrötchen – und ein Synonym für den Sommer auf der Halbinsel. Heißt: Es darf auf keiner Bucket List fehlen. Mehrere Lokale am East End von Long Island, wie zum Beispiel die Shinnecock Lobster Factory in Southampton oder The Lobster Roll in Amagansett haben regelmäßig prominente Gäste. Auch Bill Clinton hat schon in der Retro-Bude am Straßenrand gespeist. Fun Fact: Bei einem seiner Besuche auf Long Island im Jahr 2004 machte Clinton im historischen Huntington Halt, um im Book ReVue Exemplare seiner Memoiren zu signieren. Ganz genauso wie Jimmy Carter, der 1996 in Huntington den ersten Halt auf seiner nationalen Buchtour machte und auch im Book ReVue Exemplare signierte.
Nixon in Montauk: Hotels mit präsidialer Geschichte
Im Garden City Hotel haben viele US-Präsidenten logiert, darunter John F. Kennedy im Jahr 1959, George Bush im Jahr 2010 und Bill und Hillary Clinton im Jahr 2016. Das Canoe Place Inn in Southampton blickt ebenfalls auf eine präsidiale Geschichte zurück, hier haben Henry Ford, Theodore Roosevelt und sein Cousin fünften Grades, Präsident Franklin Delano Roosevelt, genächtigt. Im Gurney’s Inn in Montauk schrieb Richard Nixon 1968 im „Skipper’s Cottage“ eine Dankesrede – die er wenig später bei seiner Nominierung für die Präsidentschaftskandidatur auf dem Nationalkongress der Republikaner hielt.