Mit dem Arbeitsverbot für Erzieherinnen sind jetzt alle Kinder in Kitas gefährdet, denn das ist ein Zeichen für alle, die im pädagogischen und/oder erzieherischen Bereich tätig sind. Aber auch die Zukunft der Gesellschaft, denn in einer noch regelloseren Gesellschaft, können keine Charaktere wachsen.
Es ist so schon lange: Viele Erzieher haben Angst, dass Eltern Anzeige aufgrund ihres pädagogischen Handelns erstatten.
Gastkommentar von Jane Uhlig, Pädagogin, Coach, Buchautorin
Vorgeschichte. Anzeige gegen Erzieherinnen
Das Verwaltungsgericht Göttingen hat nun in einem Eilverfahren ein Arbeitsverbot für zwei Erzieherinnen beschlossen, wie ein Sprecher dem Online-Medium Tag24 bestätigte. Kita-Kinder sollen mit Gewalt zum Essen gezwungen worden sein. Das Verbot solle gelten bis zum Abschluss des Strafverfahrens.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Juli hatte der Träger, das Bistum Hildesheim, die Erzieherinnen freigestellt – nach einigen Monaten aber wieder unter Auflagen arbeiten lassen. Daraufhin wehrten sich die Eltern und klagten vor dem Verwaltungsgericht. Das „Göttinger Tageblatt“ berichtete über die Situation. Jetzt wird ermittelt gegen die zwei Pädagoginnen wegen des Verdachts auf Misshandlung Schutzbefohlener. Ausgang der Ermittlungen war eine Anzeige Anfang Juli. Tag24 berichtete darüber.
Dennoch stellen sich die Fragen: Warum durften sie anfänglich wieder arbeiten? Weil sie doch nicht mit Gewalt agierten oder weil die Eltern Unrecht hatten? Weil der Träger den beiden Betreuerinnen doch vertraute?
Was bedeutet ein Arbeitsverbot für Erzieherinnen jetzt in den Kitas?
Aber was bedeutet das Arbeitsverbot der beiden allgemein für alle Erzieherinnen in unserem Land? Und vor allem in erster Linie für unsere Kinder?
Es bedeutet für pädagogisches Personal: Sei ab jetzt vorsichtig in der Erziehung der Kinder. Du darfst nicht streng sein. Sei vorsichtig mit Regeln. Kinder dürfen alles. Denn wenn sie nichts dürfen, dann wird Anzeige erstattet. Egal, wie man’s dreht.
Das heißt, es wird noch laissez-fairer mit Kindern umgegangen. Für die Kindererziehung ist das fatal, aber auch für die Zukunft unserer Gesellschaft. Denn Kinder werden vermutlich ohne eine pädagogische Strenge nicht lernen, sich an Regeln zu halten. Zumal Kinder dringend Regeln und Struktur benötigen. Sie brauchen täglich klare Strukturen, einfache Regeln und jemanden, der Grenzen setzt. Kinder können sich so orientieren und gut zurechtfinden und entwickeln ein gesundes Gefühl von Verlässlichkeit und Vorhersehbarkeit. Je öfter Dinge vorkommen, desto wichtiger werden sie. Dabei spielt die Entwicklung des Gehirns eine große Rolle. Beobachtungen zeigen, dass selbst unruhige, regellose Kinder mit festen Strukturen im Alltag nach kurzer Zeit ruhiger werden und sich im Muster der Wiederholungen wohlfühlen. Auch belegen Studien, wenn Kinder ohne Strukturen aufwachsen, dass Persönlichkeitsstörungen im Erwachsenen-Alter folgen, wie zum Beispiel Neurosen u.a. Psychologischen Studien zufolge reduzieren Regeln und feste Abläufe sogar Ängste und fördern die Selbstständigkeit sowie Konzentrationsfähigkeit der Kleinen. Aber dahin müssen Kinder erzogen und geführt werden.
Arbeitsverbot. Und wie weit geht Erziehung?
Jetz in dieser Arbeits-Verbot-Diskussion stellt sich immer wieder die Frage, wie weit geht Erziehung? Was ist Erziehung? Und was bedeutet Strenge dabei? Autoritär? Laissez-faire? Streng wie früher oder super-demokratisch wie heute? Die meisten Eltern wollen sich nicht festlegen, sondern einfach das Beste für ihr Kind: Ein Kind mit einem gesundem Selbstbewusstsein. Darüber hinaus wissen sie es oft selbst nicht besser. Aber wann wurden die besten Menschen erzogen? Früher, als alles strenger war oder heute mit einem demokratischen und laissez-fairen Erziehungsstil? Wie entstanden die besten Persönlichkeiten im Zeitstrahl der Geschichte.
Renate Giertzuch, ehemalige Lehrerin in Aschersleben und Hettstedt, sagte zum Abschluss ihres Lehrerdaseins einmal „Die Kinder dürfen den Pädagogen heute auf dem Kopf herum tanzen, der Pädagoge hat keine Handhabe mehr zu erziehen, zumal den Kindern mit der heutigen Erziehung immer weniger Grenzen gesetzt werden.“ Frau Giertzuch konnte es sich erlauben das zu sagen, denn sie war immer eine sehr gute Lehrerin, die Kinder wie auch ihre Kollegen mochten sie und schätzten ihr pädagogisches Geschick im Umgang mit Kindern. Jede schwierige Klasse verwandelte sie in eine starke Klasse, die mit Lerneifer dabei war, so wird gesprochen.
Dennoch: Es ist fraglich, ob hier mit Gewalt agiert wurde. Und ob Gewalt vielleicht mit Strenge verwechselt wurde. Das muss bewiesen werden. Das Bistum hatte vermutlich Vertrauen in die beiden Damen, sonst wären die Erzieherinnen nicht wieder eingestellt worden. Auch Eltern, Mütter oder Väter, können manchmal extrem reagieren. Aber Kitas dürfen selbstverständlich, die Eltern nicht ignorieren. Denn, das hat die Bildungsforschung eindeutig unter Beweis gestellt, Eltern sind für den Bildungserfolg der Kinder mit der wichtigste Faktor.
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