MIDSOMMAR. Lustvoll Feiern wie die Schweden!

Der Juni ist der Monat von Licht und Feuer. Brennende Liebe und Flammen, die den Kummer verzehren. Zur Sommersonnenwende am 21. Juni – der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres – sind Feuerrituale wichtig. Im Kleinen mit der Räucherschale – mit getrockneten Hollerblüten und Johanniskraut. Getrocknete Fliederblüten sollen helfen, alte Flüche oder überholte Glaubensvorstellungen loszulassen. Da ich kein Fan der Raumräucherung bin (tagelang hält sich der Geruch von Feuer im Haus und auch Rauchmelder protestieren lautstark, wenn man sie nicht ausschaltet), arbeite ich lieber mit leichten ätherischen Düften – Raumsprays, die allerhöchste Bio-Standards erfüllen. Den dunkleren, also den in diesem Moment gerade unangenehmeren Energien ist es egal, wer sie vertreibt. Ich liebe im Juni das ätherische Öl der Blutorange. Sie steht als Frucht – tiefrotes Fruchtfleisch und rötliche Schale – für das pralle, saftige Leben, mediterrane Lebensfreude und Weiblichkeit.
Im Großen huldigt man diesem Monat und seiner vitalen Energie mit einem gut gesicherten Feuer (Feuerschale im Garten). Als ich vor vielen Jahren in Griechenland Urlaub machte, sprangen die Frauen des Dorfes in der Johannisnacht über eine Feuerstelle – es sollte Glück und Gesundheit bringen, den jungen Frauen reichen Kindersegen.
Erdbeeren und viele Küsse
In Ländern, wo sich die Sonne weniger üppig zeigt, ist die Sommersonnenwende ein ganz zentrales Ritualereignis. Besonders in Schweden wird Midsommar, der Tag an dem die Herrschaft des Lichts zu brechen beginnt, fast schon ausschweifend zelebriert. Dann wird in ganz Schweden die Schönheit und Fruchtbarkeit der Natur gefeiert, es wird ausgelassen getanzt, gesungen und viel geküsst. Stockholm ist dann wie ausgestorben, alle sind auf dem Land. Man sieht überall Blumenkränze im Haar, flatternde Kleider, leckere Torten und die mit frischem Grün geschmückte Midsommar-Stange (ähnlich wie ein Maibaum ein Phallus-Symbol). Kräuter wie der Frauenmantel werden getrocknet ins Feuer geworfen, was der Natur Kraft verleihen und bösen Geistern wiederum die Lust aufs Menschen ärgern verleiden soll. Die Bräuche sind Legion. Zum Beispiel klettert man schweigend über sieben Zäune und sammelt auf jeder der Wiesen sieben Kräuter. Wer nicht durchhält, trinkt eben einen Schnaps. Auch der macht beim Midsommar gern die Runde. Lecker auch die dann beliebten Erdbeeren und die in Dill gekochten Frühkartoffeln.
Midsommar-Feiern kann man überall. Am schönsten im Grünen. Es geht um Naturnähe, barfuß durchs Gras gehen, Freude am bisschen Verrücktsein und den Tanz des Lebens. Quasi der innere Fasching, den man wie ein Schatz übers Jahr in sich bewahrt.