„Fake it until you make it“: Selbstbewusstsein oder Selbstsabotage?
Mit echtem Selbstvertrauen lassen sich Zielvorgaben einfacher und bestimmter umsetzen. Eine erfahrene Expertin auf diesem Gebiet ist die Psychologin Dr. Yana Fehse.
In Ihrem Gastbeitrag beschreibt sie, wie der Mental-Joker „Fake it until you make it“ zu einer Selbstsabotage-Falle werden kann.
Was bedeutet „Fake until you make it“?
Der mentale Trick „Fake it until you make it“ bedeutet so viel wie „Täusche es vor, bis du es schaffst“. Er kann dabei helfen, Verhaltensweisen oder Fähigkeiten nach außen zu zeigen, die man vielleicht noch nicht vollständig beherrscht oder hat. So wird ein bestimmtes Fake-Bild nach außen vermittelt, von dem man hofft, dass man sich dadurch auch innerlich souveräner fühlt.
Verlass doch mal die Komfortzone
Die Einstellung, Selbstbewusstsein bei gewissen Anlässen vorzutäuschen, ist nicht neu und wird von Coaches und Psychologen gerne empfohlen. Schließlich kann diese Einstellung tatsächlich zu einem Lernprozess führen und die Selbstsicherheit fördern. Denn zu äußern, dass man dies und jenes nicht kann, ist in vielen Situationen wie Bewerbungsgesprächen oder Kundenkontakten keine gute Idee. Sinnvoller ist es, sich im Rahmen eines Eigenmarketings selbstbewusst als die richtige Person für die Aufgabe darzustellen. Mit der eigenen Körpersprache und speziellen Techniken kann dies gelingen.
Auch wenn man sich gerade nicht so fühlt, funktioniert diese Strategie „Fake it until you make it“ im Normalfall. Es geht darum, die Komfortzone zu verlassen und bestehende Ängste zu überwinden – und sie kann daher wie ein „Kick“ wirken. Einen Vortrag vor Publikum zu halten, stellt für die meisten Menschen eine besondere Herausforderung dar. Negative Gedanken wie „Das schaffe ich sowieso nicht“ wären dann nicht gerade förderlich. Besser ist es, nach außen eine erfolgssichere Fassade zu errichten und trotzdem ans Rednerpult zu gehen. Wenn es funktioniert, stellt sich schnell ein Aha-Erlebnis ein, das das Selbstvertrauen wirklich stärkt – und so können derartige Situationen in der Zukunft leichter bewältigt werden. Durch das Faken kann also das nach Außen präsentierte Selbstbewusstsein auf das Innere übertragen werden und sich so ein Gefühl von Souveränität einstellen. Dies kann wiederum dazu führen, dass man bessere Ergebnisse erzielt und schließlich wirklich erfolgreich wird. Der Fake wird dann nicht mehr benötigt.
Idealfall: Sich selbstbewusst fühlen und nicht nur spielen
Selbstsicherheit vorzutäuschen kann funktionieren, muss es aber nicht. Das „So-tun-als-ob“ ist im Normalfall unproblematisch. Im Gegenteil. Es kann sogar richtig gut helfen. Das hängt allerdings immer davon ab, um was für eine Situation es sich handelt – und wie oft man das eigene Selbstbewusstsein vortäuschen will oder muss. Wann aber wird der Selbstbewusstseins-Fake zum Problem? Spätestens wenn Sie merken, dass es dauerhaft eine starke Nicht-Übereinstimmung zwischen der Außenwirkung und Ihrem inneren Gefühl gibt, sollte das eigene Auftreten überdacht werden. Wie Sie sich zeigen und wie Sie sich fühlen, können zwei unterschiedliche Dinge sein – und zwar genau dann, wenn diese in einem starken Kontrast zueinanderstehen. Löst sich diese Inkongruenz nicht auf, können Sie sich mental schwächen und auf diese Weise selbst sabotieren.
Dann hilft es auch nicht, die Komfortzone zu verlassen und anderen etwas vorzugaukeln, was man einfach nicht ist und fühlt. Zu versuchen, die eigene Unsicherheit zu überspielen und sich nach Außen souverän zu präsentieren, verändert Ihre innere Gefühlswelt nicht automatisch.
Damit kein Mensch meine Unsicherheit bemerkt
Ein Fake ist und bleibt ein Fake. Etwas Vorgespieltes wird nicht dadurch echter, wenn man es oft genug vortäuscht. Das Entscheidende ist, das Fake-Selbstbewusstsein zu entlarven („face the truth“) und eine Gefühls-Kongruenz zwischen Innen und Außen herzustellen. Es kann eben nach hinten losgehen, wenn Sie ständig mit Ihrer Gedanken- und Gefühlswelt in einem Konflikt leben. Ein dauerhaftes Sich-Verstellen kann die persönliche Situation verschlimmern und sogar zu Depressionen führen.
Um nicht in dem Fake stecken zu bleiben, sollten Sie im ersten Schritt schauen, ob das an den Tag gelegte, gespielte selbstbewusste Auftreten Sie wirklich weiterbringt. Denn oft ist es gar nicht nötig, Unsicherheiten zu überspielen, weil diese – abhängig natürlich von der Situation – sympathisch wirken können. In einem zweiten Schritt wäre wichtig, das eigene Selbstbewusstsein „echt“ aufzubauen, in dem Sie die eigenen Stärken und bisherigen guten Ergebnisse in Ihren Fokus stellen. Und das sollte regelmäßig geschehen, um eine Wirkung zu erzielen. Mit Hilfe einer solchen Selbstanerkennung kann das eigene Selbstvertrauen nachhaltig gestärkt werden.
Wer bin ich wirklich?
Wer merkt, dass er lediglich ein Schauspiel betreibt und sich schlecht dabei fühlt, sollte sich mit Fragen wie „Was glaube ich wirklich über mich?“ und „Wie beschreibe ich mich und was ist mein echtes Selbstbild?“ beschäftigen. Bei den Antworten ist es wichtig, die negativen Glaubenssätze aufzuspüren („Ich kann nicht freisprechen und andere überzeugen.“) und ins Positive umzuwandeln. Damit wird eine gute Basis geschaffen, um die neuen konstruktiven Überzeugungsmuster zu verfestigen. Mit dieser mentalen Arbeit kann eine neue Selbstbewertung vorgenommen und eine bessere Selbstwahrnehmung etabliert werden. In dem Buch von Dr. Fehse „Radikales Selbstvertrauen – Die geheime Stärke erfolgreicher Menschen“ gibt sie dem Leser hilfreiche Strategien an die Hand, wie man aus der Falle wieder herauskommt und ein unerschütterliches Vertrauen in sich und die eigenen Kompetenzen aufbaut.
Autorenvita
Dr. Yana Fehse ist Psychologin und Expertin für ein souveränes und überzeugendes Auftreten. Als Mindset-Coach unterstützt sie vor allem Führungskräfte und junge Unternehmer, ein starkes Selbstvertrauen und mehr Durchsetzungskraft zu entwickeln, um ihren beruflichen Werdegang erfolgreich zu meistern.
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