Mittwoch, 18 Dezember 2024
StartHealthWahnsinn Gesundheitswesen: Werden den Patienten Knorpeltherapien indirekt vorenthalten?

Wahnsinn Gesundheitswesen: Werden den Patienten Knorpeltherapien indirekt vorenthalten?

33. Jahreskongress des BVASK

Lange war die autologe Chondrozyten Transplantation umstritten. Doch inzwischen hat diese Art der Knorpeltherapie ein hohes Evidenzlevel erreicht und verhilft Tausenden Patienten zurรผck zur Bewegung in einem beschwerdefreien Alltag. Warum sie trotz hinreichender Indikation oft nicht angewendet wird, darรผber referiert Dipl. Kaufmann Andre Roeder auf dem 33. Jahreskongress des BVASK.

Bei der Autologen Chondrozyten Transplantation, kurz ACT, wird dem Patienten Knorpel, zum Beispiel aus dem Knie, entnommen, biotechnologisch im Labor angezรผchtet und vermehrt und danach wieder zurรผck in das Gelenk gegeben. Die etablierte Methode wurde im regulรคren Leistungskatalog der Kassen aufgenommen und wird fรผr das Kniegelenk von den gesetzlichen Krankenkassen auch erstattet. Aber: der Medizinische Dienst streicht hรคufig NACH erfolgter Transplantation noch die Leistungen. Die Begrรผndung: Eine ACT sei „nicht notwendig gewesen“.
Andre Roeder erklรคrt: „Dabei wird oft sozialmedizinisch argumentiert, nicht fachlich. Den Krankenhรคusern wird hรคufig eine ยดprimรคre Fehlbelegungยด der Kapazitรคten vorgeworfen.“

Hintergrund: die Therapie selbst wird von Niedergelassenen Orthopรคden in Belegkliniken durchgefรผhrt. Und wรคhrend der Niedergelassene Facharzt sein Geld fรผr die erbrachte Leistung bekommt, bleibt die Klinik bei Streichung der Leistung im Nachhinein auf ihren Kosten sitzen. Deshalb nehmen einige Kliniken Abstand von dieser Methode, obwohl sie doch so sehr hilft. Schon nach 1-2 Jahren geht die Schere der Patienten, die bei entsprechenden Knorpeldefekten mit oder ohne ACT therapiert wurden, weit auseinander. Wรคhrend die einen sogar umfangreich Sport treiben kรถnnen, haben die anderen mit erneuten Schmerzen und Defekten zu kรคmpfen.
Kรผnftig sollen niedergelassene Orthopรคden die ACT ambulant komplett vornehmen kรถnnen. Die BewertungsmaรŸstรคbe dafรผr werden derzeit gesetzt. Doch wenn dann durch den Medizinischen Dienst viele Regressforderungen kommen, wird es auch in der ambulanten „Branche“ keiner mehr รผbernehmen wollen. Dabei gibt es bei grรถรŸeren Knorpeldefekten nicht einmal eine echte Alternative – denn die wรคre ein kรผnstliches Kniegelenk. Dies wรคre aber mit 45 bis 57 Jahren weitaus zu frรผh, zumal Prothesen auch heute erst rund 15 Jahre halten.

Die Problematik der ACT zeigt einen von vielen Bausteinen, die die Ambulantisierung des Gesundheitssystems gefรคhrden. Und: die Patienten „im Regen stehen“ lassen.

Dieses und weitere spannende Themen auf dem BVASK-Kongress am 27. Und 28. Januar in Dรผsseldorf.

zum Kongress

Der Berufsverband fรผr Arthroskopie e.V. vertritt die fachlichen und politischen Interessen arthroskopisch tรคtiger ร„rzte (Orthopรคden und Chirurgen) in Deutschland. Ziel ist es, alle Patienten nach dem modernsten Stand der Medizin versorgen zu kรถnnen.

Kontakt
Berufsverband fรผr Arthroskopie
Kathrin Reisinger
Breite StraรŸe 96
41460 Neuss
0157 81777 698
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http://www.bvask.de

Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.

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